Forschungsdokumentation
Unverbundene Anteile
Abspaltungen in der Innenwelt: Energiebilder sind autonom und müssen wieder integriert werden
Die nachfolgende Sitzung zeigt sehr deutlich auf, daß Erlebnisse markante Prägungen hinterlassen, die sich auf der Symbolebene jeweils eindeutig verhalten. Je heftiger die prägenden Ereignisse waren, desto markanter sind sie abgespalten. Sie sind dem Willen des Klienten nahezu nicht mehr unterworfen. Praktisch heißt dies, diese Bereiche sind abgespalten und verfügen über eindeutige autonome Verhaltensweisen, die über die Interpretation der Symbolbilder aufgeschlüsselt werden könnten. Oder, in die der Klient, bei dem entsprechenden Auslöser, selbst hineinfällt – er wird dann zu diesen Verhaltensweisen, denn sie repräsentieren seine eigene Energiestruktur – sein Informationsmuster. Der Mensch denkt dann, dies wäre seine Persönlichkeit – er wäre halt so – aber es wirken nur Prägungsmuster. Daher ist es sehr wichtig, in der Innenwelt, diese Energiebilder wieder dem eigenen Willen zu unterwerfen. Das gilt speziell für alle Zwangskrankheiten. Hier ist es – im Gegensatz zur Verhaltenstherapie – wichtig, nicht desensibilisierend zu arbeiten, sondern die Hintergründe aufzulösen. Dies geht meistens sehr einfach.
Neue Forschungsergebnisse zu Multiplen Persönlichkeiten (zum Bericht hier klicken) bestätigen diese Zusammenhänge. Bei diesen Menschen sind die Erlebnisse so stark gewesen, daß ganze Gehirnbereiche voneinander isoliert sind und unterschiedlich arbeiten: Der Mensch ist in mehrere Persönlichkeiten zerfallen. Inneres Kennzeichen ist oft am Zustand des „inneren Kindes“ abzulesen. In der Synergetik Therapie ist dann die erste Priorität: Integration aller Bereiche und Verbindung aller Energiebilder untereinander, bevor in die jeweilige Tiefe der Hintergründe der autonomen Energiebilder hinabgestiegen wird.
Sexueller Mißbrauch und ähnliche gewalttätige Eingriffe in die Autonomie des Kindes hinterlassen massive psychische Spuren. Diese Prägungen sind auch in den neuronalen Gehirnverbindungen gespeichert. Über die innere Konfrontation mit diesen Gehirnbildern, in den Synergetik Therapie Einzelsitzungen, kann die Klientin sich wieder von diesen Prägungen befreien
Zu Beginn der Sitzung taucht eine Frau auf, die sich vom obersten Stockwerk eines Hochhauses stürzt, um sich umzubringen. Als der Klient sie anspricht, bekommt er nur eine patzige Antwort von ihr. Die Frau versucht sogar, den Klienten zu schlagen, mit den Worten, er habe es nicht anders verdient. Dann packt sie ihn am Kragen und schleift ihn zu einer Hochzeitsgesellschaft. Dort fällt dem Klienten sofort eine dunkelhaarige Frau auf. Er spricht sie an.
Kl: Die Frau mit den dunklen Haaren sagt, ich wäre sie. – Der Therapeut fordert den Klienten auf, in diese Gestalt reinzugehen. – Oh, fühlt sich herbe an. Ich lauf jetzt als sie da durch die Gegend und ich habe sofort so Gedanken wie – „Ihr seid doch alle bescheuert hier. Ich bringe euch sowieso alle um“. – Jetzt hat sie irgendeinen am Hals und schüttelt den und sagt – „Ich mach dich kalt“. – Der Klient lacht und stellt fest, daß die Frau, die alle anderen umbringen will und die Frau vom Anfang, die sich selbst umbringen will, identisch sind. – Jetzt schreit sie mich an: „Ich will alles umbringen!“ – Aha. Und klatsch hab ich einen hängen – das würde mich einen Scheißdreck angehen, sagt sie. Echt, also gleich ist es aber gut mit meiner Geduld hier.
Th: Merkst du, dann würdest du zu ihr werden? Und dann kannst du es ausdrücken und dann müßte sie sich verändern und müßte entspannter werden.
Was du machen kannst ist, du kannst die Energie jetzt mal ein bisschen ausdrücken. Ich geb dir so einen Schlagstock und du schlägst auf den Boden und sagst zu ihr, sie soll jetzt mal aufhören mit diesem Unsinn. Und du kannst dann mal gucken, was passiert, wie sie reagiert darauf. Weil im Prinzip repräsentiert sie deine Aggression.
Kl: Ja, klar. So, Baby, ist denn jetzt Schluß hier oder machst du weiter? – Der Klient lacht und schlägt mit dem Schlagstock auf den Boden. – Sie steht jetzt mit einem ähnlichen Instrument so drohend vor mir.
Th: Ja, dann macht mal ein bisschen Kräftemessen. Aber es ist klar, du mußt der Gewinner sein, denn sie ist ein Teil von dir. Du darfst alles machen mit ihr, denn sie ist deine Energie. Du kannst sogar sagen – stopp jetzt – oder – du machst jetzt fünf Kniebeugen.
Kl: – schlägt mit dem Schlagstock – So, jetzt fünf Kniebeugen und die Waffe aus der Hand.– Ja sie zögert noch, aber die Waffe hat sie weggelegt. Und los! Kniebeugen – fünf Stück, sofort. – aggressiv – Na wird’s denn jetzt mal, oder was? – schlägt wütend – Das kann ja wohl nicht sein. Jetzt stellt sie sich in die Ecke und streckt mir die Zunge raus.– schlägt – Ich komm dir gleich, hier frech werden. Ja, komm doch, sagt sie. Ich könnte sie am Arsch lecken, sagt sie.
Th Du stellst keine Autorität für sie dar. Guck mal, die rennt in deinem Kopf rum und sagt – du bist eh einer, den ich nicht ernst nehme. Und solange du so jemand im Inneren hast, wirst du auch Leute im Außen finden, die dich nicht ernst nehmen.
Kl: Ja, das stimmt. Los komm, fünf Kniebeugen sofort hier – zack! – schlägt – Immer noch nicht? Los jetzt. Jetzt läuft die weg, ich glaub’s ja nicht. Tanz wieder an hier, los, nicht weglaufen. Was ich denn von ihr wollte. Ja, du sollst fünf Kniebeugen machen, frag nicht so blöd, hab ich schon fünfmal jetzt gesagt! – Sie wär nicht mein Affe.
Th: Sag ihr, sie ist ein Energieanteil von dir und sie hat zu machen, was du sagst.
Kl: Genau. Also, jetzt guckt sie mich erstmal nur blöd an. – Ob ich ernsthaft glauben würde, ich könnte ihr das beibringen. – Da bin ich aber von überzeugt. – schlägt – Jetzt will sie die Hand gegen mich heben, weil ich ihr gerade gesagt habe, wie sie eigentlich rumläuft. Los, fünf Kniebeugen, jetzt hier direkt vor mir. – Was muß ich denn machen, damit du fünf Kniebeugen machst?
Th: Du mußt es fordern und wenn sie es tut, dann stimmt es. Und wenn nicht, dann hast du noch Angst zu fordern.
Kl: Ich hab immer so ein Problem mit dem Schlagen.
Th: Ja, und dieses Problem wird hier jetzt ganz deutlich. Du sollst ja nicht schlagen, aber du sollst schlagen können. Und wenn die Respekt hat vor dir, dann zeigt das ganz klar, daß die unter deiner Kontrolle ist. Wenn die nicht unter deiner Kontrolle ist, dann rastet die irgendwann mal aus. Das würde bedeuten, wenn du in eine bestimmte Situation kommst, rastest du aus und weißt hinterher nicht mehr, wie es dazu gekommen ist.
Kl: Das ist mir schon passiert.
Th: Richtig und genau deshalb sieht das in der Innenwelt so aus. Sie steht dafür und deshalb mußt du sie in den Griff kriegen. Und die kriegst du solange nicht in den Griff, wie die sagt – ach, du traust dich eh nicht mit schlagen. Vielleicht bist du auch viel geschlagen worden als Kind und hast deshalb jetzt das Problem damit. – Klient bejaht – Also, du sollst ja nicht schlagen, aber du sollst kein Problem haben mit schlagen – das ist ein riesen Unterschied. Wenn du schlagen kannst, dann kannst du es auch sein lassen, wenn du es nicht kannst, dann rastest du irgendwann mal aus. Und in der Innenwelt kannst du es machen, das ist ja das Tolle. Und die wollen es sogar, denn da ist ja Ladung drauf, da ist ja Spannung drauf.
Kl: schlägt – Los jetzt!
Th: Und laß diese Wut ruhig hochkommen in dir.
Kl: Ja, genau, los, fünf Kniebeugen, los! Ich geb dir gleich was, los jetzt – aggressiver – Zack, noch einen und zack noch einen. Zack! Zack! Zack! Eins, zwei, drei – Sie macht es immer noch nicht, sondern versucht wegzurennnen – Los, komm her jetzt – Heftige Musik wird eingespielt, der Klient schlägt und fordert die innere Gestalt ein. Er wird immer wütender, aber sie nimmt ihn immer noch nicht ernst – Los, ich will, daß du mir jetzt gehorchst! – sie rennt immer wieder weg und der Klient holt sie immer wieder zurück – Ist jetzt Schluß? Machst du jetzt, was ich will? Ja, sie hat eingewilligt. Machst du jetzt fünf Kniebeugen? Ja, hat sie gemacht.
Th: Frag mal, woher ihre Verweigerungshaltung kommt.
Kl: Ja, genau, warum wehrst du dich dagegen so sehr? Im Endeffekt kannst du dir doch ausmalen, daß ich gewinne, auf lange Zeit, warum machst du das? – Ja, sie möchte, daß ich sie mal in den Arm nehme. Ja, gut, komm her, ich drück dich jetzt mal. Ja, ich hab dich auch lieb. Sie sagt, sie will ja eigentlich gar nicht so sein.
Th: Ist es sowas wie, sie ist nur so, weil sie nicht angenommen wird?
Kl: Ja, sie hat immer das Gefühl gehabt, ich würde sie nicht annehmen und nicht mögen. Ja, magst du mir jetzt zeigen, wo es herkommt? Jetzt ist sie ein kleines Mädchen und nimmt mich bei der Hand. Und jetzt sind wir von einem Sprungbrett runtergesprungen und jetzt fallen wir tief in eine Landschaft hinein. – Das kleine Mädchen bringt den Klienten in eine Szene, wo ein kleiner Junge tot im Sandkasten liegt. Er hat sich selbst umgebracht. – Das Mädchen sagt, das ist eine andere Zeit und ich bin dieser Junge.
Th: Sprich ihn mal an und frag mal diesen Teil da, was ihn dazu gebracht hat, sich umzubringen. Und wie gesagt, das kann eine Erinnerung aus einem früheren Leben sein, aber das kann auch alles nur symbolisch sein. Wichtig ist, daß du dich damit beschäftigst.
Kl: Kannst du mich hören? Was machst du da, warum liegst du da? Du hast dich umgebracht, mhm. Und warum? Du hast es nicht mehr ertragen. Was hast du nicht mehr ertragen? Das ganze Leben. Du magst gar nicht hier sein. – Als der Klient auf Vorschlag des Therapeuten den Jungen mit dem kleinen Mädchen konfrontiert, welches den Klienten in diese Szene gebracht hat, reagiert dieser sehr aggressiv auf sie. – Er sagt, ich hasse diese Kleine und er verwandelt sich jetzt in eine uralte Hexe. Diese Hexe sagt, die Kleine müßte tot sein. – Aber warum müßte sie tot sein, sie hat doch auch ein Recht auf Leben. Die Hexe sagt – sie nicht, sie bringt den Tod. So ein kleines Ding bringt den Tod? – Ich werde sehen, wenn sie größer ist, dann bringt sie den Tod. Sie ist böse.
Th: Ok., dann mach mal einen Zeitsprung vorwärts bis sie ein bisschen größer ist und dann schau mal, was passiert. – Der Klient sieht eine häßliche Frau, die zusammen mit einem Mann vor einem Auto steht. Er soll sie wieder direkt ansprechen.
Kl: Du siehst ja richtig häßlich aus. Bah, die sieht völlig herbe aus. Die hat ganz schmierige Haare und das Gesicht so halb verbrannt. Mein lieber Freund, was ist passiert, warum siehst du so aus? Jetzt hat sie mich mit Blut angespuckt. – Der Therapeut fordert den Klienten auf, in die Szene einzugreifen. – Hörst du jetzt mal auf damit, mich hier so anzuspucken.– Was ich dagegen machen will, das ist ja wohl ne blöde Frage.– schlägt – Ich hau dir eine oben auf dein Dach drauf. Jetzt hat sie sich verändert. Jetzt hat sie ganz normale blonde Haare und ganz viele Zöpfe, aber sie hat böse Augen. Du hast böse Augen, weißt du das? Da brauchst du gar nicht so hämisch zu grinsen. Bah, jetzt faucht die mich voll an. – schlägt – Du sollst mir eine Antwort geben, was machst du hier, was hast du zu bedeuten, was kannst du mir für eine Information geben? Zeig mir, warum deine Augen so böse sind. Was hast du vor? Ich hab das Gefühl, daß du irgendwas vorhast. Das müßte ihr Geheimnis bleiben, ihr Mann wüßte das noch nicht, sagt sie.
Th: Aber du mußt es wissen, du bist der Boß.
Kl: Genau, dann mußt du es mir eben alleine zeigen. – erstaunt – Jetzt hat sie sich ihrem Mann zugewandt, hat ihm einen Kuß gegeben und gesagt, sie käme gleich wieder und dabei hat sie total lieb ausgesehen. Und wie sie sich zu mir umgedreht hat, war sie wieder völlig böse. Ah, du mußt spielen. Was mußt du denn spielen? Aha. Zeig mir jetzt mal, warum du böse bist und was du vorhast. – Die Frau schickt den Klienten zu einem Schloß. Dort findet er eine Leiche im Keller. Er spricht sie an. – Hallo, hei, wer hat das gemacht? Ach, die Frau war das? Und warum hat sie dich umgebracht? Ach, sie wollte dein Geld. Und hat sie es gekriegt? Sie hat dich ausgenutzt, aha. Und warum? Nur wegen dem Geld oder was? – Anstelle einer Antwort, schickt der Tote den Klienten durch mehrere Gänge quer durch das ganze Schloß, bis er schließlich in einem Turmzimmer landet. Auf einem Tisch liegt ein Buch mit der Aufschrift „Lust auf Mord“. – Jetzt sehe ich, wie eine Säge ein ganzes Türschloß raussägt. Wer ist denn das? Zeig dich mal. Du sollst dich zeigen. Hör mal auf zu lachen, gib mir mal eine Antwort. Ich hample jetzt schon die ganze Zeit in diesem Haus rum. Ich bin hierher geschickt worden und irgendwie macht ihr hier mit mir, was ihr wollt.
Th: Ja, die machen alle mit dir, was sie gerade wollen. Das ist durchgehend in der ganzen Session auffällig. Die sind sehr autonom und sehr abgetrennt von dir. Wenn die mal das Steuer übernehmen, dann sind sie total da. Das heißt, diese Energie, die die verkörpern, hast du im Schattenbereich, d.h. die sind ziemlich unbewußt. Das heißt, das mußt du dir bewußt machen, in dein Bewußtsein kriegen. Das heißt auch, du mußt zu diesen Figuren werden. Also beschäftige dich mit ihnen so intensiv wie es geht. Vermutlich hast du früher viel Schläge gekriegt und hast die Gefühle dazu abgespalten. Oder diese erste Frau hat vielleicht auch ganz viel mit deiner Mutter zu tun.
Kl: Ja, die hatte kurzfristig das Gesicht meiner Mutter.
Th: Ah ja, dann kommt es auch daher. Also, die Dinge, die du mit deiner Mutter erlebt hast, sind so Prägungen und die drücken sich dann aus als diese Figur. „Ich könnte alles kurz und klein machen, ich könnte alle umbringen, es ist eh alles sinnlos“. Das sind so die Gefühle, die du erlebt hast, im Kontext mit deiner Mutter und die haben sich da selbständig gemacht. Na gut, dann misch mal jetzt auf, verändere mal!
Kl: Ja, ich hab grad so die Idee, die alle im Hof mal antanzen zu lassen.
Th: Ja, wenn du das hinkriegst – weil bisher scheinen sie dich nicht so ernst zu nehmen. Ja, mach’s ruhig, guck mal, ob’s geht. – Einige, der in dem Turmzimmer versammelten Anteile gehen – wenn auch wiederwillig – nach unten. Ein Anteil jedoch weigert sich strikt, mit der Ausrede, er könne nicht laufen.
Kl: Ich werd dir gleich helfen. Los, hoch jetzt mit deinem dicken Hintern. Steh auf, geh gerade, Mann! – Der Teil repräsentiert die Trägheit und die Faulheit des Klienten. – Du brauchst gar nicht so zu tun, als wärst du so fettleibig, als ob du dich nicht bewegen könntest. – Ja, guck mal, wie ich aufquille, sagt er. Ich quill auch gleich auf, dann gibt’s aber einen. Komm, jetzt laß mal die Luft raus, beweg deinen Hintern. Ab, nach unten jetzt. Das bringt es nicht, hier rumhängen. – Wie, du paßt nicht durch die Tür? Ja, dann mach ich den Türrahmen breiter. – Nach weiteren Diskussionen, in denen der Anteil eine Ausrede nach der anderen probiert, gibt er endlich nach und kommt wiederwillig mit nach unten. – Es wäre doch auch so gegangen, sagt er. – Es ist eben nicht so gegangen. Wegen deiner Trägheit hab ich ne Menge Ärger am Hals gehabt. –
Unten angekommen fordert der Klient alle Anteile auf, sich in einer Reihe aufzustellen. Er holt auch die Böse mit dazu. Sie streckt die Zunge raus und möchte in der Mitte stehen, weil sie sich für den wichtigsten Anteil hält. – Der Klient ist da aber anderer Meinung.- Nee, du bleibst rechts außen stehen, denn so wichtig bist du hier gar nicht. Am liebsten wäre es mir natürlich, wenn du ganz verschwindest. Was hälst du davon, wenn du dich völlig auflöst? Irgendwie bist du hier ein Virus oder so. Wie, du gehst nicht?
Th: Klar, die würde nie gehen, weil sie ist ein Teil von dir und du kannst deine eigene Energie nicht loswerden. Du kannst sie nur transformieren. Wenn du sie wegschickst, dann ist sie wieder im Unterbewußtsein, du hast keinen Kontakt mehr zu ihr und sie kann jederzeit plötzlich auftauchen und die Macht übernehmen. Die einzige Chance ist, daß du dich intensiv mit ihr beschäftigst, wo sie herkommt. Sie muß schlimme Sachen erlebt haben, daß sie böse geworden ist und dieses Böse hat nie leben dürfen. Du warst bestimmt mal auf deine Mutter stinksauer und hättest am liebsten alles kaputtgemacht, aber das darf ja nicht leben, also hat es sich selbständig gemacht und kommt manchmal heute in deinem Leben hoch. Oder du brauchst zumindestens viel Energie, es ständig unten zu halten. Eigentlich – frag sie mal, ob das stimmt – will sie von dir geliebt und angenommen werden.
Kl: Ja, logisch, sagt sie.
Th: Das heißt also, eigentlich hättest du angenommen werden wollen. Aber das hast du nicht erlebt und deshalb bist du böse geworden. – Klient bejaht – Und das repräsentiert sie jetzt. Wenn du sie jetzt im Nachhinein annimmst, dann kann sie sich wieder verwandeln. Das heißt, du müßtest wieder zu dem kleinen Kind werden, was damals sich das Böse nicht erlauben konnte, und du müßtest wieder böse werden – dann hast du „das Böse“ angenommen. Wenn du wieder zum kleinen Kind wirst, es spürst und ausagierst, dann nimmst du es an und dann löst es sich auf. Also dahinter steckt schon noch – du mußt dich mit deiner Mutter beschäftigen. Da bist du auch noch nicht klar damit.
Kl: Ja, sie ist gegangen, da war ich fünf. Und ich hab sie das erste mal wiedergesehen, da war ich zwölf. Ich muß aber auch dazu sagen, daß meine Stiefmutter auch eine sehr große Rolle spielt. Ganz anfangs hat sie mich eigentlich angenommen. Und kurze Zeit später wurde mein Bruder geboren und da ging es sehr bergab. – gähnt – Das war dann für mich die absolute Hölle. Von dieser Frau hatte ich nachts Alpträume und das ging sogar soweit, daß ich die Butterbrote, die sie mir zum Frühstück machte, wegschmiß, weil ich gedacht habe, die wären vergiftet. Die hat mir das Leben echt zur Hölle gemacht, diese Frau. – Das Symbolbild des bösen Mädchens scheint sich aus den beiden Müttern des Klienten gebildet zu haben – Ja, und jetzt hab ich die Jungs hier im Hof stehen.
Th: Ja, spür mal, was du jetzt machen willst. Was auffällig ist – die scheinen dir alle nicht zu gehorchen, die scheinen dich alle nicht ernst zu nehmen. Aber sie gehören zu dir, sie sind Teile von dir und du bist der Boß. Und in dem Sinne bist du sogar für sie verantwortlich, weil du bist für deine Teile verantwortlich. Wenn es ihnen nicht gutgeht, mußt du dich um sie kümmern. Symbolisch meine ich jetzt – also gucken, wo es herkommt. Und von daher, wenn die alle machen, was sie wollen, heißt das, in deiner Persönlichkeit machen manche Teile, was sie wollen. Und deshalb wirst du wahrscheinlich so ein bisschen hin- und hergebeutelt. Einmal reagiert gerade mal der Anteil in dir, dann mal wieder der nächste. – Klient bejaht – Also, du mußt denen jetzt mal klarmachen, daß du der Boß bist.
Kl: Ja, Leute, also wie gesagt, ich bin der Boß und ihr seid nur Teile von mir. – lacht – Ha, da lachen sie sich kaputt.
Th: Aber spür mal, du bist auch nicht betroffen, du mußtest auch sofort lachen. Normalerweise müßte dich das betroffen machen – die nehmen dich nicht ernst und machen was sie wollen.
Kl: Ja. Ich nehm mich selber nicht ernst.
Th: Aber spürst du, was das heißt, es gibt Anteile in dir, die sagen – naja, was du denkst und machst … und du findest das sogar noch witzig.
Kl: Ja, jetzt stehe ich hier so ein bisschen ratlos und weiß gar nicht, was ich machen soll.
Th: Richtig und das merken die. Guck mal, du bist kein Boß. Gut, dann frag sie mal, warum sie dich nicht ernst nehmen, was ist denn da passiert?
Kl: Ja, Leute, warum nehmt ihr mich eigentlich nicht für voll, warum akzeptiert ihr mich nicht? Strecken mir die Zungen raus und erzählen mir, ich wäre ein Spinner. – Wer erzählt euch solche Sachen über mich? – An dieser Stelle taucht das Bild eines Jungen auf, der den Klienten die ganze Kindheit über gehänselt und fertig gemacht hat. Er „erzählt“ den inneren Anteilen des Klienten, daß sie ihn nicht ernst nehmen sollen, weil er eh nur ein Spinner ist.
Th: Du siehst, der wirkt bis heute – deine Energieanteile nehmen dich nicht ernst. Also daß er dich gehänselt hat, hat ganz tief gesessen in dir. Das hat dein Selbstwertgefühl kaputtgemacht.– Klient bejaht – Ja, dann beschäftige dich mal mit ihm. – Hier findet nun eine intensive Auseinandersetzung statt. Der Klient drückt die ganze Wut, die er damals runtergeschluckt hat jetzt aus, solange, bis der Junge sich bei ihm entschuldigt.- Ok., jetzt guck dir mal deine Teile auf dem Hof da unten an – die haben ja mitgekriegt, daß er sich entschuldigt hat. Guck mal, wie die jetzt reagieren.
Kl: Das sind jetzt vier Kinder und die sitzen alle vier auf einer Bank und haben so einen Teddybär in der Hand und schaukeln so mit den Beinen hin- und her. Die sagen, das war toll gerade. Die Böse ist jetzt zu einem kleinen Mädchen geworden, kommt jetzt zu mir und möchte, daß ich sie auf den Arm nehme. Ich hab sie jetzt auf den Arm genommen und jetzt ist sie ein noch kleineres Mädchen, vielleicht so von zwei. Was ist denn mit dir? Sie findet auch gut, was gerade gewesen ist, sie meint, das mußte sein.
Th: Ja, das ist toll, daß du anfängst deinen Anteilen klarzumachen, daß du der Boß bist und daß du jetzt die Führung übernimmst.