Innenweltreisen

Interview mit Bernd Joschko

Picture of Lothar Hirneise

Lothar Hirneise

Bernd Dhyan Joschko (Jahrgang 1951) Physik-Ingenieur, gab 1982 aus Gewissensgründen seine Tätigkeit beim BKA auf und machte gleichzeitig die missbräuchliche Anwendung der Rasterfahndung durch die Behörde öffentlich. Die Begegnung mit der von Prof. Hermann Haken begründeten Synergetik gab ihm den Anstoß, das evolutionäre Naturgesetz der Selbstorganisation für den Selbsterfahrungsprozess des Menschen nutzbar zu machen. 1988 begründete er auf dieser Basis die Synergetik-Theapie und baute das Synergetik Therapie Institut auf. Seit 1992 bietet sein Institut die Ausbildung zu einem eigenen und neuen Berufsbild an und arbeitet unermüdlich daran, die Methode einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

“Nur wer das Chaos hat, kann einen tanzenden Stern gebären” - 16 Jahre Synergetik-Therapie

Vor 16 Jahren haben Sie die Synergetik-Therapie begründet und seitdem all Ihre Kraft investiert, um die Methode in der Öffentlichkeit sichtbar werden zu lassen. Was ist dabei Ihr wichtigstes Anliegen?

Auf der Ebene von Mitmenschlichkeit wünsche ich mir ganz einfach, dass alle Menschen wissen, dass es so etwas gibt, nämlich eine eigene Innenwelt und dass diese nichts Exotisches ist, sondern dass die Methode der Synergetik-Therapie ganz pragmatisch dazu beiträgt, wie Menschen ihr Leben gestalten. Das ist ein Gesichtspunkt.Ein weiterer Aspekt ist folgender: ich habe Spaß daran, das zu tun und das zu verbreiten und es gibt gar keine Alternative dazu (lacht). Wenn man etwas Tolles erfunden hat, dann ist es das Leben oder dann ist das die Lebensaufgabe und dann ist es der Spaß an der Geschichte. Die Alternative wäre, sich in einen Baum zu setzen, zu meditieren und zu sagen: das war’s. So ist es!(lacht)

Das Wichtigste für mich ist aber tatsächlich, dass die Menschen wissen sollen, dass eine solche Methode existiert. Ich erlebe immer wieder, welch großes Erstaunen es hervorruft , dass es die Auseinandersetzung in der Innenwelt gibt und die unterschiedlichen Möglichkeiten, diese einzusetzen. Man muss das Verfahren ja nicht immer nur für die eigene dramatische Bewältigung von Lebenskrisen einsetzen, sondern man kann es ja auch noch mehr ein bisschen aus Spaß und aus Freude und aus Kreativität einsetzen.

Ich habe aber auch schon festgestellt, dass Menschen häufig an einem Punkt stehen, an dem sie in einer Krankheitssituation verzweifelt Hilfe suchen – und dann bekommen sie aus meiner Sicht ganz häufig das Gegenteil von dem, was sie wirklich benötigen: eine Symptombekämpfung statt einer Symptomauflösung und sie rutschen weg und dann denke ich immer: schade einfach drum!

Deshalb ist es mein Anliegen, dass der Einzelne mehr weiß um solche Dinge und sich dafür oder dagegen entscheiden kann. Ich will keine Missionierung betreiben, aber man soll wissen, dass es uns gibt, und wenn man es nicht will, ist es auch in Ordnung.

Mit der Methode selbst werden eine Fülle von Einsatzmöglichkeiten gegeben Es ist allerdings auffällig, dass die Eigenleistung und die Selbstverantwortung der Klient/innen immer im Vordergrund steht.

Es scheint bei mir fast so etwas wie eine ganz tiefe Aversion zu geben – und ich weiß auch nicht so genau, woher die kommt – gegen Autoritäten. Ich merke deutlich, dass viele Menschen etwas Neues suchen, aber Autoritätsbilder eigentlich nur ausgetauscht haben. Früher waren es der Vater oder der Priester oder die Kirche insgesamt und heute sind es die unfassbaren, überirdischen Stimmen und die Durchsagen und all das ist für mich fast dasselbe.

Ich finde es so außerordentlich wichtig, die Möglichkeit des eigenen Weges zu suchen. Es mag daran liegen, dass ich im Alter 16 Jahren mein Elternhaus verlassen habe und per Anhalter durch die Welt gefahren bin. Damals habe ich einfach gelernt zu sagen: wenn ich das mache, passiert das und wenn ich jenes mache, passiert etwas anderes. Ich komme aus der praktischen Erfahrung heraus und das ist etwas Schönes und Wichtiges.

Das würde ich ganz vielen Menschen gerne auch nahe bringen: einfach zu experimentieren und aufzuzeigen, dass darin eine echte Chance liegt. Ich glaube einfach nicht, dass die Menschen so abhängig sind. Viele sagen: ich kann nicht anders und ich glaube, dass das so nicht stimmt. Die Menschen sind nicht so abhängig, da fehlt vielleicht nur ein bisschen Mut oder ein paar Beispiele oder was auch immer.

Die Menschen können sich ein Stück eigene Freiheit zurückerobern, sie treten in ihre eigene Autorität?

Ganz klar. Diese eigene Autorität ist auch die eines spielenden suchenden Kindes, das experimentiert und nicht so genau weiß, wo es langgeht, aber gerade dadurch den bestmöglichen Weg findet. Und das finde ich so faszinierend an der Synergetik-Therapie: es freut mich diebisch, dass dieser Ansatz in dem Verfahren drinsteckt – wir wissen gar nicht, was richtig ist und sind auch noch stolz drauf!

16 Jahre Synergetik-Therapie sind sicher ein Anlass, eine Bilanz zu ziehen. Worin sehen Sie die bisherigen Erfolge Ihrer Arbeit?

Erfolge sehe ich zunächst inhaltlich an den ungeheuer vielen Beispielen, die wir dokumentiert haben. Es gab auch eine Zeit, in der ich intensiv überlegte, wie die Synergetik-Therapie bei Krankheiten wirkt. Ich habe mich immer gefragt, ob die Methode nicht viel schneller an Grenzen stoßen muss. Heute bin ich selbst erstaunt, dass ich auf dem Hintergrund dieser vielen Erfahrungen bei der Auflösung von Krankheiten immer noch keine wirklichen Grenzen sehe, sondern eigentlich immer nur die Grenzen in den Menschen, die die Krankheit haben. Ich sehe daher die Hindernisse nicht in der Methode, sondern in der Anwendung der Methode.

Ich würde gerne weitaus extremere Beispiele begleiten, um zu zeigen, die Grenzen liegen noch viel weiter draußen. Allerdings handelt es sich dabei um Einzelfälle, das gebe ich schon zu, also nicht für jeden erreichbar, weil nicht jeder ist pionierhaft. Dennoch habe ich in den letzten 16 Jahren in diesem Bereich eine große Sicherheit gewonnen. Da hat mir besonders die Haltung von Dr. Hamer geholfen, seine Sicht hat mich teilweise sehr unterstützt, denn er sagt auch, es sind Konflikte hinter den Krankheiten, es gibt etwas, was erlebt wurde hinter den Krankheiten. Das hat mir schon Mut gemacht, es deutlicher zu untersuchen und das ist nach 16 Jahren eine tolle Bilanz.

Und eine zweiter wichtiger Erfolg ist die Möglichkeit, die Synergetik-Therapie zum Beruf zu machen. Ich erlebe immer wieder, dass wir mit der Methode nicht nur Erfolg haben, sondern dass auch diejenigen, die damit arbeiten, glücklich werden. Die Therapeut/innen sind glücklich mit ihrer Arbeit. Und das ist etwas was Tolles.

Zudem muss ich der Gesellschaft – auch zu meinem eigenen Erstaunen – attestieren, dass es gar nicht so viel Widerstand gab. Es heißt immer, die Arbeitsämter seien veraltet, aber uns wurde die Kennziffer eines Berufes zugeordnet, der völlig neu ist. Das heißt aber auch, die Gesellschaft nimmt Neues an, wenn man es ihr in der richtigen Form präsentiert. Ich bin durch-aus stolz darauf, dass ich die Synergetik-Therapie als Berufsbild, als neuen Beruf etablieren konnte. Und wir haben gar nicht so viel Schwierigkeiten bekommen. Insofern würde ich sagen, die Gesellschaft ist auch reformfähig, sie hat gezeigt, dass sie derartiges erlaubt. Selbstverständlich fördert sie nicht- da gibt es niemanden, der sagt: „Ich helfe Dir“. Aber es gab keine Tür, die wirklich verschlossen war.

Sie sind auf Ihrem Weg aber sicher immer wieder auch auf Hindernisse und Schwierigkeiten gestoßen?

Die Schwierigkeiten begegnen mir in erster Linie bei denjenigen Menschen, die sich aufgrund ihrer Position professionell mit diesen Fragen beschäftigen. Die Bereiche, die professionell für die Gesundheit zuständig sind, sind am allerwenigsten interessiert. Die Forschungsinstitute sind am allerwenigsten bereit, mitzuarbeiten, um wirklich etwas Neues zu erforschen. Also diejenigen, die etabliert sind, bewegen am wenigsten. Das musste ich mit Verwunderung und großem Erstaunen feststellen. Eigentlich müssten die Menschen in derartigen Positionen der Motor sein, aber sie sind wohl so etabliert, dass sie den Motor fast verloren haben.

Es ist unglaublich, aber es ist auch einleuchtend. Denn das Neue kommt wirklich vom Rande der Gesellschaft wie der Wisenschaftstheoretiker Thomas Samuel Kuhn schon gesagt hat: Der Rand, die Außenseiter sind die diejenigen Mitglieder der wissenschaftlichen oder ganzen Gemeinschaft, die Neues wahrnehmen oder entstehen lassen. Hier werden Normverletzungen entdeckt, Verstöße gegen die angeblichen Gesetzmäßigkeiten, welche auf lange Sicht zu einer Veränderung der weltanschaulichen Grundannahmen zwingen. Von daher müsste es Forschung geben, die gerade das, was allen unglaublich erscheint und nicht das, was schon irgendwie auf der Linie liegt, untersucht – das wäre die wahre Forschung.

Ich bin gerade über solche Leute enttäuscht, die um Neues wissen und es dennoch bewusst nicht weiter verbreiten. Es gibt z.B. zahlreiche Journalisten und hier gerade Medizinjournalisten, die einen großen öffentlichen Einfluß haben, allerdings nicht mutig genug sind, diesen Einfluß wirklich geltend zu machen – das finde ich schon schade. Es kann unmöglich sein – immer vorausgesetzt Dr. Hamer hat recht – dass jemand der so recht hat, jahrelang keine Chance erhält, sein Wissen sichtbar werden zu lassen. Und alle haben wieder mal nichts dazu beigetragen und waschen ihre Hände in Unschuld. Ich will keine Vergleiche ziehen, denn die sind schwer zu ertragen, aber das ist etwas, was ich nicht verstehen kann.

Gibt es eine Kooperation der Synergetik-Therapie mit anderen medizinischen oder therapeutischen Disziplinen?

Um ehrlich zu sein, bewegt sich eine solche Kooperation nahe Null. Das finde ich sehr bedauerlich, das ist wirklich schade. Gegenwärtig sehe ich aber eine große Chance in der gesellschaftlichen Entwicklung: wenn wir jetzt in eine Krise kommen, dann werden diejenigen, die Selbstähnliches machen, sich zusammenschließen. Das kommt mir fast so vor wie das Elbe-Hochwasser – es hat gezeigt, wir brauchen das Hochwasser, damit wir wieder lernen, zusammenzuhalten. Wenn das Gesundheitssystem jetzt in die Krise kommt, werden die alternativen Ansätze zusammenhalten. Das muss und wird so sein, denn es gibt keine Alternative dazu. Im Moment ist der gesellschaftliche Zustand allerdings noch sehr stabil und erstarrt – die Intensität der Krise ist nach meinem Dafürhalten bei weitem noch nicht ausreichend. Es zeigen sich aber erste Anzeichen – das ist eine gute Zeit im Moment.

Ist ein Bewusstseinswandel nicht immer langwierig und mühsam?

Eigentlich sind schon ganz viele Leute auf dem Weg. Ich bemerke schon ganz viel Veränderung auch im Kleinen. Aber nach der Selbstorganisationstheorie von H. Haken braucht es einfach diesen Chaoszustand, damit danach eine neue Ordnung kommen kann. Und zur Zeit sind wir auf dem Weg hinein in den Chaoszustand – deshalb kann die neue Ordnung sich momentan noch nicht zeigen. Ich bin selbst verwundert, dass viele Menschen, die tiefgreifend Bewusstseinsarbeit geleistet haben und auch spirituell orientiert sind, dann wenn es darauf ankommt, doch wieder zur Schulmedizin gehen. Das ist für mich ein Widerspruch. Aber es ist der Ausdruck der Gesellschaft, die das Neue als Möglichkeit noch nicht parat hält.

Sie übertragen also das Prinzip der Selbstorganisation auch auf kollektive Entwicklungen?

Ja, das ist ein zentraler Gesichtspunkt, den Hermann Haken aufgezeigt hat und den niemand wirklich so ganz tief ernst nimmt oder begriffen hat. Es ist nicht nur eine physikalische Theorie, es ist eine evolutionäre Theorie, die sich dadurch bewiesen hat und immer wieder beweist, dass die Welt exakt nach diesem Prinzip funktioniert. Daraus können wir auf die Ableitung schließen: was müssen wir eigentlich machen, um Entwicklung voranzutreiben und Veränderung hin zu einer höheren Ordnung zu bewirken?. Die logische Konsequenz lautet: wir müssen eigentlich viel intensiver an dem Chaos arbeiten, an der Herstellung von Chaos. Friedrich Nietzsche hat einmal gesagt: „Nur wer das Chaos hat, kann einen tanzenden Stern gebären“. In diesem Satz drückt sich viel aus, wir treffen auch auf die alte Anarchie, die niemand will und vor der alle Angst haben.

Welche weiteren Perspektiven sehen Sie gegenwärtig für die Synergetik-Therapie?

Da möchte ich ganz frech antworten: wir werden die vierte Kraft im Gesundheitswesen stellen. Der Platz gehört uns. Einen solchen Platz haben wir nicht, wir sind ganz weit weg davon, aber es geht immer um den Samen, der gelegt ist und was daraus wird. Das Potential, das die Synergetik-Therapie birgt und ihre ständige Weiterentwicklung wird stark genug sein, diesen vierten Platz einzunehmen.

Wir können nicht davon ausgehen, dass alle sofort verstehen, dass die Erde rund ist, wir müssen immer davon ausgehen, dass es Menschen gibt, die andere Weltbilder haben und die haben auch ein Recht darauf. Aber der nächstmögliche Schritt ist wirklich, die vierte Kraft im Gesundheitswesen zu werden. Wie es ein paar Generationen später aussehen wird, kann ich natürlich nicht überblicken, aber das ist das, was ich deutlich sehe.

Können sie uns eine Charakterisierung der Synergetik-Therapie in Abgrenzung zu anderen Therapieformen geben, was ist das wirklich Neue an dieser Methode?

Man kann es auf ein Schlagwort reduzieren: es ist der Selbsterfahrungsaspekt, der dazu führt, dass Menschen tiefgreifende Erfahrungen machen und sich dadurch verändern. Selbsterfahrung als Heilung – aber nicht in der Außenwelt, um neue Einsichten zu gewinnen, sondern in der Innenwelt, die mit ei- ner Veränderung der Innenwelt einhergeht. Wenn Krankheiten sich auflösen, ist der beste Beweis erbracht, dass tiefgreifende Erfahrungen gemacht wurden. Ich könnte fast sagen: wenn andere Selbsterfahrung machen und sind immer noch krank, haben sie keine wirkliche Selbsterfahrung gemacht.

Allein die Tatsache, dass wir diesen Prozess so tiefgreifend durchlaufen, dass Krankheiten sich auflösen, beweist, welche Wirkungsmöglichkeit und welche Kraft in diesem Prinzip angelegt ist. Also Heilung nicht im Sinne von „Liebe heilt“ oder „Harmonie heilt“ sondern als Selbsterfahrung mit allen Qualitäten, die es in der eigenen Innenwelt gibt. Dieser Vorgang verändert die eigene Innenwelt und führt automatisch zu einer Höherentwicklung, zu einer Weiterentwicklung, er führt zu mehr Bewusstsein, mehr Gesundheit und mehr Harmonie.

Das wesentliche und wichtigste Kriterium lautet: es handelt sich um eine eigene Leistung der Klient/innen. Die therapeutische Begleitung ist sekundärer, wird aber auf der eigenen Kompetenz-Ebene mehr gefordert. Kom- petenz ist hier zu verstehen im Sinne von: Kompetenz als Mensch – Angst haben vor dem Leben oder nicht Angst haben vor dem Leben. Es ist nicht zu verstehen im Sinne von Technik, von Mittel oder Wissen, sondern im Sinne von selbsterfahren. Hier hat die Methode den Vorteil, dass die Menschen, die durch ihren Schatten durchgehen, sich am besten mit Schatten auskennen und demzufolge auch am besten Wegbegleiter sein können. Also die Mühsamen und Beladenen sind die Spezialisten für die Mühsamen und Beladenen, ist doch logisch. Es sind nicht die Intellektuellen, die diese Qualitäten nur aus der Ferne kennen, wie wollen die helfen? Die Tendenz im gesamten Therapiebereich bewegt sich ohnehin auf die Erfahrungstherapie zu, denn das Leben lässt sich nur erfahren. Wir können eine sehr tiefgreifende Erfah- rungstherapie an-bieten, denn sie lässt sich in der Innenwelt so hervorragend nutzen und umsetzen.

Die Menschen machen Selbsterfahrung, sie räumen in ihrer Innenwelt auf und dann lässt sich Gesundheit nicht vermeiden! Wer aufräumt, wer Ordnung schafft, hat schlicht eine wesentlich größere Chance, gesund oder gesünder zu werden und harmonischer zu leben. Das ist momentan in der Sichtweise der Gesellschaft nicht so deutlich da. Es wird immer noch gerne Krankheit als etwas Böses, von außen kommendes betrachtet. Es produziert diese Sichtweise: „Ich bin Opfer“. Und es wird Zeit zu sagen: „Ich bin kein Opfer, ich bin mitbeteiligt“. Das ist die Chance, denn wenn ich mitbeteiligt bin, dann kann ich etwas Neues, etwas Anderes versuchen, ich kann etwas ändern. Ich würde mir wünschen, dass viel mehr Menschen sich mit dieser Sichtweise auseinandersetzen.

Einer Ihrer großen Arbeitsbereiche ist die Ausbildung von weiteren Synergetik-Therapeutinnen und Therapeuten. Welche Erfahrungen und auch weiteren Perspektiven sind hier von Bedeutung?

Bisher scheint es sich ziemlich gut zu bewähren, dass Menschen während der Ausbildung erst einmal durch ihren eigenen Prozess gehen, insofern ist Ausbildung gleichzeitig eigene Therapie bzw. eigene Selbsterfahrung. Das qualifiziert die Auszubildenden besonders gut. Man könnte auch sagen, je intensiver der eigene Prozeß ist, desto besser ist die persönliche Qualität. Von daher hilft natürlich auch viel Vorerfahrung, sie ist aber nicht zwingend notwendig. Auf- grund der Tatsache, dass der Beruf gänzlich neu ist, gibt es gegenwärtig noch keine Arbeitsstellen. Das Arbeitsamt kann keine Stellen vermitteln, weil diese nicht angefordert werden – also existiert auch kein Bedarf danach. Und diesen Bedarf müssen wir noch wecken.

Zum einen möchte ich die Ausbilderinnen, die bei mir gelernt haben, in diesem Bereich selbständig einsetzen, damit auch hier das Prinzip der Selbstorganisation greifen kann und die Synergetik-Therapie sich verbreitet, ohne dass ich immer die Übersicht behalten muss.
Darüberhinaus beabsichtige ich, die Fachleute vor Ort auszubilden, die mit den verschiedenen Problemstellungen bereits konfrontiert sind. Auf diesem Weg kann die synergetische Selbsterfahrung als Bedürfnis der Gesellschaft wahrgenommen werden. Wir treffen in der Tat zentrale Probleme der Gesellschaft über diesen neuen Beruf und deshalb besteht der nächste Schritt für mich darin, nicht nur hier im Zentrum auszubilden, sondern in den Kliniken selbst. Diejenigen Menschen auszubilden, die Interesse daran haben und zwar spezifisch orientiert auf die Patientengruppen, die sie in ihrer Arbeit zu betreuen haben. Konkret heißt das, die Mitarbeiter/innen in den Psychiatrien für die Klienten auszubilden, die in der Psychiatrie zu Hause sind, die Mitarbeiter/innen in den Krebskliniken auszubilden für die Klientengruppen, die mit Krebs dort sind usw.. Es handelt sich hier nur um unterschiedliche Inhalte, die methodisch aber selbstähnlich anzugehen sind. In diesem Feld sehe ich innerhalb der kommenden Jahre eine große Chance und eine Form der Arbeit, die mir große Freude bereitet. Demzufolge kann man mich jetzt zur Ausbildung auch buchen, d.h. ich komme in die einzelnen Einrichtungen und trainiere die Leute vor Ort.

Sie haben das profiling als eigene Disziplin neben der Synergetik-Therapie entwickelt. Was ist darunter zu verstehen?

 Ich möchte das profiling, da es ein wenig auch mein Lieblingsthema ist, nicht nur auf Krankheiten orientieren, sondern für alle Bereiche der Gesellschaft ausbauen. Ich habe den Gesamtkomplex der synergetischen Arbeit zunächst sehr stark auf Krankheiten abgestimmt, da ich wahrnehmen kann, dass bei Krankheiten das höchstmögliche Bedürfnis besteht und in diesem Bereich enorme Finanzmittel verbraucht werden.
Profiling zeigt noch deutlicher auf, wie Welt funktioniert und bringt eine ganz andere Dimension, Qualität und Bereicherung für jedes Gebiet mit sich. Diese Methode der Aufdeckung von Informationsstrukturen und der Mustererkennung ist mit all ihren Konsequenzen, wie wir sie entdeckt bzw. ich sie entwickelt habe und als Ableitung zu dem kriminalistischen profiler ein Verfahren, das in der Gesellschaft bislang nicht vorhanden ist.

Worin besteht denn der Unterschied zum therapeutischen Ansatz?

Therapie beinhaltet mehr die Sichtweise oder den Aspekt des Prozesses und profiling focusiert auf den Aspekt des Aufdeckens und folgt der Frage des Aufbaus von Wirkungszusammenhängen. Insofern geht es um ein tiefes Verstehen, weil ein Verständnis über die Welt auch neue und andere Ideen bringt, mit der Welt umzugehen. Wir schaffen mehr Achtung im Umgang mit der Welt, wenn wir sie tiefer verstehen. Die Methode des profiling erlaubt uns ganz grundlegende Einsichten und Erkenntnisse darüber, wie wir Krankheit und Gesundheit auf einer ganz tiefen Ebene definieren können. Es besteht die Möglichkeit, sich der Frage zu nähern, wofür wir auf der Welt sind und was unsere ganz persönliche Aufgabe ist. Der Sinn des Lebens ist ja nicht an eine Religion gekoppelt, sondern an die eigene Wahrnehmung, die die Existenz für jeden einzelnen und ganz unterschiedlich bereit hält. Das ist das Paradox: es gibt ja nicht die eine Wahrheit, sondern jeder Mensch trägt diese einzigartig in sich.

"Perspektivwechsel" ist ein zentraler Bergriff, der in der synergetischen Arbeit immer wieder auftaucht. Was ist darunter zu verstehen?

Das ist die Symmetriebrechung nach Hermann Haken, der sogenannte Kipp-Punkt. Die Welt kann durch den Flügelschlag des Schmetterlings verändert werden. Das Paradoxe in der Welt ist die Wahrnehmung von zwei Seiten einer Münze, die sich gegenseitig bedingen und sich damit gleichzeitig auch eine Freiheit geben. Das Leben wird in dieser Sichtweise nicht mehr logischer, sondern vielfältiger, unlogischer und faszinierender und wieder geheimnisvoller. Wir wollen die Geheimnisse gar nicht aufdecken: ich habe einen immensen Respekt gegenüber dieser tiefen Weisheit entwickelt. Ich könnte sie nicht erklären, aber mein Bedürfnis, das zu tun, ist auch ziemlich reduziert Es ist einfach faszinierend und tief berührend, diese Momente zu erleben. Also weg vom Philosophen hin zum Mystiker, der staunt einfach mehr. Das kann man in der Synergetik-Therapie jedem Menschen über sein eigenes Erleben ganz schnell klar machen und nahebringen. Und das ist auch wieder faszinierend zu sehen: jeder Mensch hat tatsächlich einen direkten Zugang dazu.

Nach oben scrollen