Innenweltreisen

Synergetik-Einzelsitzung: Erziehung und Löwe

Der Klient trainiert in dieser Sitzung mithilfe seines inneren Löwen seine Stärke und seine Männlichkeit.

Kl.: Ich bin tief runtergegangen so eine Wendeltreppe, so eine enge, steile, es war dunkel unten. Jetzt bin ich in einer Art Gewölbe, einem Keller, dunkel, dämmrig, da sind so große, grob gezimmerte Holztüren.

Th.: Laß dich mal von einer anziehen und sag mir mal, welche du nimmst.

Kl.: Ich gehe mal weiter hinten durch, an der Stirnwand ist eine große Tür, da stehe ich jetzt davor.

Th.: Ich würde gerne mal etwas drauf schreiben, und zwar „Frau“. Laß dich mal überraschen, was auftaucht, wenn du sie öffnest. Bist du bereit, sie zu öffnen? – Türquietschen wird eingespielt. – Was ist das, was du wahrnimmst?

Kl.: Dunkel, es ist pottschwarz darin. Ich stehe jetzt richtig im Dunkeln. – Der Klient wird aufgefordert den Lichtschalter, der sie neben der Tür befindet, einzuschalten. – Ich schalte ihn ein. Ja, es ist hell, aber ich sehe nichts. Komischerweise stehe ich trotz des Lichtes noch im Dunkeln. Es ist komisch mit dieser Leere. – Der Therapeut fordert den Klienten zur direkten Kommunikation auf. – Ja Leere, ich nehme dich wahr. Es ist auch nicht nur so eine Leere optisch, daß ich nichts sehe, sondern es ist auch so ein Gefühl von Leere in mir, wo ich mich so ein bißchen hohl fühle. Es ist so leicht irgendwie auch, ich schwebe da sozusagen drin, das ist kein richtiger Raum, wo ich drin stehe, ich schwebe da sozusagen. Nebel oder Dunst, es ist so bodenlos.

Th.: Das Thema war ‘Frau’ und es ist ein Zustand, der wohl damit zusammenhängt, schweben, keinen Boden haben unter den Füßen, sich hohl oder leer fühlen. Ich gebe dir mal eine Anweisung und zwar es soll mal so etwas wie Weiblichkeit, Frau auftauchen. Schau mal wer oder was kommt oder was sich verändert.

Kl.: So eine Meerjungfrau kommt. – Der Therapeut fordert den Klienten zur direkten Kommunikation auf. – Hallo, merkwürdige Frau mit Fischschwanz. Was machst du denn hier? Du gefällst mir gar nicht, daß du als Symbol für ‘Frau’ kommst, ich suche eine Frau, jetzt tauchst du auf und hast im Grunde nur einen weiblichen Oberkörper. Und der Unterkörper ist der eines Fisches, da sind nicht zwei Beine, die aufgehen können. Da ist alles zu.

Th.: Kuck mal, wie sie darauf reagiert, wenn du ihr das so sagst.

Kl.: Tja, mir geht es nicht so gut damit, obwohl ich weiß, daß ich dich selber geschaffen habe, du kommst ja aus mir, das Bild. Aber da geht es mir irgendwo nicht so gut mit. Ich habe auf einer anderen Ebene auch ein ganz anderes Wunschbild von einer Frau oder Bild von einer Frau. Frau mit Unterleib, eine Frau mit der ich schlafen kann und nicht so eine, die untenrum ein Fisch ist in der unteren Hälfte, so asexuell; zwar schön, schöne schlanke Figur, schöne Brüste, schöne lange Haare, aber unberührbar.

Th.: Reagiert die irgendwie darauf? Schau mal hin. Oder bleibt sie einfach unerreichbar, unberührbar?

Kl.: Eigentlich im Wesentlichen schon, sie ist eben unberührbar. Aber ich habe das Gefühl, daß ich ihr auch leid tue, daß sie jetzt sozusagen nicht die Richtige für mich ist, aber sie ist jetzt nun mal so. – Der Klient soll sich von dem Energiebild der Meerjungfrau zeigen lassen, was dazu geführt hat, daß sie so erscheint. Er schwimmt mit ihr durch den Dunst und dann kommt ihm plötzlich der Name seiner Frau und er läßt sie auftauchen. – Monika, du bist hübsch, Monika, deine Haare sind etwas dünn, aber es gefällt mir trotzdem, du hast trotzdem schöne Haare und einen schönen Körper, du bist attraktiv für dich. – Der Klient soll ihr von der Meerjungfrau erzählen. – Diese Meerjungfrau, die da neben uns schwebt, die hat mich zu dir geführt, die ist eben aufgetaucht bei dem Begriff ‘Frau’. Und ich denke, die ist deshalb aufgetaucht, weil die eine Verbindung mit dir herstellt, irgendwie bist du für mich die Frau, ich hatte halt noch nie eine andere Frau. Und du bist für mich die Frau schlechthin und irgendwie hast du auch so etwas meerjungfräuliches.

Th.: Was sagt sie, wie reagiert sie darauf?

Kl.: Sie sagt, du bist ja schuld.

Th.: Laß sie einfach reden, ist alles ok. was sie sagt, auch wenn es weh tut. Was meinst sie mit Schuld, frag nach.

Kl.: – fragt und antwortet dann als Monika: Ich mein damit, daß du so gefühllos mit mir umgegangen bist, hast nur an deine Befriedigung gedacht und hast mich nur wie so ein Objekt genutzt, wie einen Gegenstand und hast mir nicht das gegeben, was ich brauche, um mich öffnen zu können und wenn ich das nicht geben wollte, – Musik wird eingespielt – dann hast du versucht, mich irgendwie zu öffnen, nicht indem du einen Zugang zu mir suchst, sondern hast das dann einfach von mir verlangt mit Hinweis auf deine ehelichen Rechte im weitesten Sinne, daß ich das eben für dich tun muß. Und ich war dann sehr gespalten innerlich, ich wollte dann auch eine gute Ehefrau sein und das dann tun, aber das hat im Gefühl immer mehr kaputt gemacht und ich habe immer mehr Wut auf dich gekriegt und mich immer mehr gegen dich verschlossen, weil ich das rücksichtslos finde, was du machst und weil ich überhaupt viel zu kurz komme, ich will, ich brauche auch was und du gibst mir das nicht, was ich brauche.

Th.: Wie ist das für dich, wenn du die Monika so sprechen hörst, wenn sie es dir so mitteilt, was macht das mit dir?

Kl.: Es sind verschiedene Gefühle, vor allem Traurigkeit – Der Klient beginnt zu weinen. – Es ist halt auch … Hilflosigkeit bei mir, ich fühle mich so unfähig, so unfähig als Mann, so minderwertig …

Th.: Schau sie an dabei und sag es ihr.

Kl.: Ich krieg’ kaum deinen Namen raus, Monika. Es tut mir so leid, es ist einfach so, es ist einfach die Realität, ich bin einfach so schwach gewesen die ganze Zeit und ich konnte nicht auf dich eingehen, das, was du wolltest, ich war dazu nicht fähig, und konnte aber auch auf das nicht verzichten, was ich brauche und sagen, ne, verzichte ich darauf, das wollte ich nicht, und konnte dir aber das nicht geben, was du brauchst. Aber das ist auch nur eine Seite, im Laufe der Zeit ist nicht nur bei dir so ein Ärger und so eine Wut gewachsen, sondern auch bei mir und ich wollte dir das dann auch oft nicht geben, weil ich so sauer bin, daß du dich so zickig anstellst und so stur. Du kannst mir das geben, was ich brauche und du willst es einfach nicht. Das macht mich dann auch wütend und ich denke, du blöde Kuh, warum quälst du mich so, was habe ich dir getan, daß du so hart bist zu mir und so grausam. Und du tust immer noch so, als wäre das überhaupt nicht so, als wärest du überhaupt nicht grausam. Aber du bist es.

Th.: Sag ihr auch mal, wie weh es dir getan hat, was es mit dir gemacht hat, zeig es ihr.

Kl.: Du hast mir so unheimlich weh getan, so oft so weh getan. Aber ich konnte dir es auch irgendwie nicht gut zeigen, ich meine, ich habe es dir schon oft gezeigt, aber irgendwie hat das dann alles noch viel schlimmer gemacht, damit, wenn ich dir das gezeigt habe, meinen Schmerz und dann habe ich mich dann für dich noch unattraktiver gemacht und dann hattest du schon gar keine Lust mehr. Dann findest du mich als Waschlappen, dann bin ich überhaupt kein Mann mehr für dich, du möchtest einen starken Mann haben, einen an dem du Halt findest und einen, der weich ist und Gefühle von Trauer hat oder von Schmerz, so einen Mann möchtest du nicht haben. Da fühlst du dich irgendwie moralisch davon unter Druck gesetzt, dann bist du nicht mehr frei, deine Härte zeigen zu können, obwohl ich andererseits denke, spüre, das provoziert auch gerade, deine Härte, irgendwie macht dir das auch Spaß, irgendwie hast du auch so eine sadistische Ader, so eine kleine.

Du sagst, du verabscheust das, oder zeigst mir, daß du das verabscheust, aber irgendwie genießt du diesen Abscheu auch, das ist für dich, du bist auf der sicheren Seite, du bist oben, ich bin unten und du kannst dich irgendwie darüber erheben und auf mich herunterkucken, was ich für ein elender kleiner Wurm bin und dann kannst du mich ein bißchen quälen. So ist das nämlich auch. Ich stecke da drin, ich finde die Kraft nicht, mich dagegen zu behaupten. Das ist ähnlich wie mit dem Löwen, wo du mich letztens damit konfrontiert hast, ich fand die Kraft nicht, mich gegen den Löwen durchzusetzen. Ich bin auf einen Baum gegangen und habe mir vor Angst in die Hosen gemacht und so ähnlich ist das dann in dieser Position, was es mir dann auch so schwer macht dir meine wirklichen Gefühle zu zeigen, weil du das dann ausnutzt, um in die starke Position zu gehen und mich fertig zu machen. – Der Klient soll den Löwen jetzt noch einmal aufrufen. – Wie sieht er aus, irgendwie etwas schlapp. – Der Therapeut fordert den Klienten zur direkten Kommunikation auf. – Ja Löwe, du siehst heute irgendwie etwas schlapp aus, eher so, wie ein alter zahnloser Löwe. Also so geht es ganz gut mit dir, ich habe mir jetzt einen zahmen Löwen geschaffen, der hat schon keine Zähne mehr, das ist schön.

Th.: Was sagt Monika dazu? Kuck mal, wie Monika darauf reagiert.

Kl.: Die Monika sagt, das ist typisch, du Weichei. Du sollst einen Löwen holen und dann kommst du mit so einem Klappergestell an. Das ist doch kein Löwe. – er lacht – Ja, ja, so ist das.

Th.: Kannst du da den Humor darin sehen, oder was bedeutet das Lachen?

Kl.: Ich weiß nicht genau, was es bedeutet. Vielleicht ein Stück die Spannung da raus zu nehmen und einfach so zu sehen, ja so ist das, aber so das Tragische da raus zu nehmen. Eben war das so fürchterlich tragisch vom Gefühl her und ich war ganz verzweifelt und jetzt kann ich das mehr so sehen, ja, so ist das, die Monika will das so nicht, aber ich bin so und ich kann jetzt darüber lachen. Weil, so schlimm ist das ja auch nicht, muß ich so ein toller Typ sein, so ein Löwenbändiger, brauch ich doch nicht, ich meine, ich kann doch auch so sein. – Der Klient soll sein Innenbild Monika befragen, ob sie ihn so nimmt wie er ist, ob sie Lust darauf hat. Er bemerkt, daß sich sein Mund versteift, so daß ihm das reden schwer fällt. Dieses Gefühl soll sich daraufhin in ein Bild umsetzen. – Daß ich mich so von der Monika wegdrehe. Dann drückt das Gefühl vielleicht auch aus, war das ein Widerstand gegen deine Aufforderung mit der Monika zu reden, daß ich sage, ich will mit dir nicht reden.

Th.: Gut. Dann sag ihr das aber jetzt, ich will mit dir nicht reden oder es fällt mir schwer oder …

Kl.: Ja, ich will jetzt da gar nicht mit dir reden, weil ich das im Augenblick als Weg empfinde aus dieser Position der Schwäche herauszukommen. Ich habe das Gefühl, wenn ich mit dir rede, bin ich sofort wieder in der Position der Schwäche so von mir aus, warum auch immer, oder aus Gewohnheit, weil es sowieso immer so ist. Aber ich denke, du hältst mich da auch und das ist so paradox, du bekämpfst das zwar und erhebst dich darüber, aber du hältst mich da auch, weil es für dich die sichere Seite ist, wenn du oben bist und ich unten, du bist damit auch irgendwie nicht ehrlich und ich habe das Gefühl, daß ich in einer direkten Konfrontation mit dir zu schwach bin. Mein zahnloser Löwe hilft mir da auch nicht weiter.

Th.: Ist das so? Schau mal hin, denn du bist gerade am Reden, am Machen, schau mal hin, wie er reagiert.

Kl.: Löwe, du siehst immer noch ziemlich traurig und schlapp aus. – er lacht – Eine richtige Jammergestalt, also so einen Löwen habe ich noch nicht gesehen. Es ist ein richtiges Klappergestell, aus dem Altersheim geholt oder wie, ich hab den aus dem Altersheim geholt – Der Therapeut fordert den Klienten zur direkten Kommunikation auf. Er schüttelt sich vor Lachen förmlich aus, während er spricht. – Solche wie dich gibt es gar nicht. Schon ein komischer Kerl, solche Löwen hole ich mir.

Th.: Den kannst du frei rumlaufen lassen, der wird niemandem mehr gefährlich, merkst du?

Kl.: Ja, das ist das, was ich an dir so schätze, daß du jetzt irgendwie jetzt mehr ein Kätzchen bist als ein Löwe und ich meine das ist ja auch Ausdruck meiner inneren Schwäche, daß ich mich mit einem starken Löwen im Augenblick offensichtlich nicht traue umzugehen. Und über dich kann ich mich lustig ma-chen, was du für eine jämmerliche Ge-stalt bist, aber eigentlich mache ich mich damit ja über mich selbst lustig. Über den schwachen Teil in mir.

Th.: Ja, du scheinst ihn im Moment auch zu akzeptieren, anzunehmen?

Kl.: Ja, der hat auch wirklich was nettes. – Der Therapeut fordert den Klienten zur direkten Kommunikation auf. – Du hast auch etwas nettes. Ich liebe es auch, die Schwäche. So etwas starkes, das hat so die Vitalität, das hat etwas für sich, aber das ist für mich auch wahnsinnig beängstigend, es geht so viel Gewalt davon aus auch, und soviel Grausamkeit, so der Stärkere überlebt und der starke Löwe macht die schwachen nieder, beißt ihnen das Genick durch und frißt sie. Da ist soviel Grausamkeit drin, die ich irgendwo nicht annehmen kann.

Th.: Woher kennst du die? Die mußt du irgendwoher kennen, die muß in dir leben, die muß da sein, es muß Erlebnisse dazu geben. Schick den Löwen mal, er soll sie dir mal zeigen.

Kl.: – Erinnert sich an eine Situation in seiner Kindheit, als er Grausamkeit von anderen Kindern erlebte. Er befindet sich auf der Straße und da hält ihn ein Mädchen an und hindert ihn am Weitergehen. – Du hältst mich auf, du läßt mich nicht weitergehen und ich weiß auch gar nicht genau, was du von mir willst, das fällt mir im Moment auch gar nicht ein, du verlangst irgend etwas von mir, ich soll irgend etwas tun oder und ich will das nicht tun, du bedrohst mich und ich stehe da, ich habe Angst vor dir. Was mir noch konkret in Erinnerung ist, daß ich dann die Hände so verschränke und du dann so irgendwie ironisch oder hämisch sagst, na, betest du, und ich dann auch, obwohl das gar nicht so war, diese Geste, es war nur eine Verlegenheitsgeste, das Gefühl habe, als wenn ich vor Angst bete. Ja ich habe totale Angst vor dir, du quälst mich, und ich kann nicht weggehen, ich habe Angst vor dir, du bist stärker als ich. Ich trau mich nicht, mich auf eine körperliche Auseinandersetzung einzulassen, aber das ist gar nicht so berechnend, daß ich denke, du bist stärker und ich trau mich nicht wegzugehen, es ist auf der Ebene vorher einfach dadurch, daß du so stark auftrittst. Ich trau mich nicht wegzugehen und du schikanierst mich mit Worten. Es fällt mir nicht mehr ein, was du gesagt hast und was da überhaupt war, aber es war fürchterlich demütigend, daß ich das auch so mit mir machen lasse.

Dieser Hilflosigkeit und dieser Quälerei irgendwie ausgesetzt zu sein, diese Schwäche so zu spüren, du bist stärker, ich bin schwach und dann verspottet zu werden in meiner Angst und meiner Schwäche und …, ja, das war fürchterlich. – Der Therapeut fragt, ob das Grundgefühl in seiner heutigen Beziehung zu Monika ähnlich sei. Der Klient spricht direkt zu Monika: Du willst dich so nicht geben, aber du hast so etwas und das kommt manchmal raus und das kommt in letzter Zeit vermehrt raus und das wird, denke ich, auch freier durch deine Therapie, daß du zu deinen bösen Seiten, die du auch als böse empfindest, irgendwie mehr stehst und die auch mehr leben willst. Und jetzt wird das irgendwie deutlicher, ich kann mir auch vorstellen, daß du als Kind andere mal schikaniert und gequält hast, daß es so Situationen gab, du hast so etwas in dir.

Th.: Spür’ mal, daß die Monika dieses Mädchen von früher reaktiviert. Und jetzt geh mal in die Situation und mach etwas anders. Laß das große, ältere Mädchen mal da sein und jetzt holst du mal deinen Löwen herbei. Der soll jetzt mal irgend etwas machen oder einfach nur da sein. – Löwenbrüllen wird eingespielt – Kuck mal, welcher Löwe jetzt auftaucht. – Zuerst taucht der alte Löwe auf, verwandelt sich jedoch dann in einen jungen, mit Gebiß. – D.h. damals war deine Aggressivität, deine Durchsetztungsfähigkeit einfach noch vitaler, stärker, das drückt sich jetzt in dem Bild als lebendigerer Löwe aus. Der ist jetzt für dich da.

Kl.: – Traut sich nun dem Mädchen entgegenzutreten und läßt sich ihre Schickaniererei nicht mehr gefallen. – Ich laß mir das nicht gefallen, daß du mich so blöd anmachst. Verpiß dich, das kannst du mit anderen machen. – Sie kuckt mich so ein bißchen abwägend an und denkt, na, kriege ich den jetzt klein, macht es jetzt gerade Spaß den sozusagen zu zerbrechen, oder ist es besser, daß ich meiner Wege gehe und mir je-manden anders suche, der schlapper ist und den ich besser fertig machen kann. – Der Klient bekommt einen Schlagstock in die Hand und er soll das Mädchen Kniebeugen machen lassen. Zu Anfang hat er Anlaufschwierigkeiten, doch dann schleudert er ihr nochmals seine Vorwürfe ins Gesicht und sie macht die Kniebeugen. Danach entschuldigt sich das Mädchen für ihre Gemeinheit. der Klient ist jedoch noch skeptisch, ob er dem auch vertrauen kann, ob es wahr ist.

Th.: Dann soll sie jetzt dafür, daß es wahr ist noch einmal Kniebeugen machen, freiwillig.

Kl.: Ich finde eher, sie soll mich nett berühren, mir die Hand geben oder mich in den Arm nehmen. – Der Therapeut fordert den Klienten zur direkten Kommunikation auf.- Ich möchte gerne, daß du mir zeigst, daß es dir leid tut. Daß du merkst, daß du mir weh getan hast und daß du zeigst, daß du gemerkt hast, ich lasse das nicht mehr mit mir machen; und daß dadurch für dich überhaupt erst möglich war zu erkennen, was du gemacht hast, du warst ja auch so ein bißchen in deinem Wahnteufel und jetzt hast du an meiner Reaktion gemerkt, erstens du kommst damit sowieso nicht durch bei mir, du mußt es sowieso sein lassen. – Der Klient fährt fort ihr seinen Standpunkt und sein Erleben darzustellen, und sie dabei auch zu verstehen und annehmen zu können, eben dadurch, daß er sich nun gegen sie wehren kann. – Du fühlst dich verstanden, das ist schön zwischen uns. Das ist für dich auch schön, das ist toll, daß jetzt da jemand war, der dir ne Grenze gegeben hat ohne den Spieß umzudrehen. – Der Klient stellt fest, daß es auch dem Mädchen halt gibt und ihr hilft, diesen Impuls, ‘böse’ zu sein, zu beherrschen.

Th.: Kannst du sehen, daß du an dem Punkt, daß ihr beide lernen könnt, du dich zu wehren und sie dadurch Hilfe bekommt. Kannst du es sehen, diese Wechselwirkung? – Der Klient bejaht. – Und daß solche Situationen wertvoll sind, zum lernen für euch beide, ihr helft euch gegenseitig. Und jetzt hol mal die Monika herbei, wo so eine Situation ähnlich war. Laß mal eine ähnliche Situation auftauchen.

Kl.: – überlegt – Monika, letztens war so eine Situation, wir hatten eine Session gehört, die du hier gemacht hast und danach darüber gesprochen. Du hast dabei gesagt, wie schlimm du mich findest, wenn ich schwach bin. Und hast das in so einem ganz fiesen, zynischen, ich weiß nicht wie, Tonfall gesagt. Und dann habe ich das angesprochen, und habe da aber nicht mit Wut drauf reagiert, daß du so mit mir und über mich sprichst, sondern auch wieder mehr mit dieser Betroffenheit und Traurigkeit und Verletztheit, wie schlimm das für mich ist, daß du mich so siehst, mit so viel abfälligen und wäh, Abscheugefühlen darauf reagierst. Fast wie Ekel, so hörte sich das an. So wäh. Wie sehr mich das verletzt, habe ich dann wieder betont, so diese Seite. Und das hat dich genau wieder da rein geführt, und du hast dich da total wieder drüber lustig gemacht, ‘och jetzt ist er wieder ganz klein, och der Arme’ – macht ihren Tonfall dabei nach – Du hast dich da über mich lustig gemacht, ähnlich wie dieses Mädchen damals mit dem Beten. Hast meine Schwäche gesehen und mein Betroffen sein und meine Angst und hast dich darüber lustig gemacht.

Th.: Ok., jetzt laß an dieser Stelle wieder deinen Löwen auftauchen, genau an der selben Stelle wie eben, kuck mal und sag ihr das, wie weh dir das tut und daß das nicht in Ordnung ist oder so etwas. Und schau mal zur Seite, der Löwe ist irgendwo in der Nähe, der muß da sein, schau mal, wie er jetzt aussieht. – Löwen-brüllen wird leise eingespielt.

Kl.: Ja, der ist ziemlich klein, der ist bei uns zu Hause im Wohnzimmer, wir sitzen da auf der Couch – er lacht – Es ist ein kleiner Löwe, aber kein alter und schwacher.

Th.: Ah ja, das ist schon einmal toll, er ist nicht mehr alt und schwach, aber noch ein bißchen klein.

Kl.: Das ist jetzt unser Wohnzimmer-Löwe. – Der Therapeut fordert den Klienten zur direkten Kommunikation auf. – Du bist jetzt hier mein Wohnzimmer-Löwe. Du bist jetzt hier nicht ganz groß und wild, aber immerhin. – Nun soll er Monika sagen, wie ihr Verhalten auf ihn wirkt. – Du bist eine blöde Kuh, sag ich jetzt mal vor allen Dingen.

Das ist, ja, das ist eine Schweinerei, was du da machst, ich meine, irgendwie kann ich nicht anders, ich versteht das auch, klar, du willst dich abgrenzen. Das bei mir diese Betroffenheit und und und, das ist nicht nur rein klein sein und schwach sein, das hat auch etwas Manipulatives, muß ich ehrlich zugeben, irgendwie will ich dich damit kriegen, irgendwie versteh ich das auch, du hast Angst, dich davon kriegen zu lassen, deswegen kehrst du so die fiese Seite raus. Aber das ändert nichts daran, daß das eine Sauerei ist, du hast das gar nicht nötig, du kannst auch ehrlich sein, du kannst auch sagen, hier, ich spüre deine Manipulation, hör damit auf. Dann ist das klar, aber mich dann so fies runterzumachen, damit drückst du mich genau in meine Schwäche und das ist auch unehrlich von dir, du sagst, du willst mich nicht schwach haben und drückst mich genau da rein.

– Er beginnt mit dem Dhyando begleitend zu seinen Worten zu schlagen. – Du bist unehrlich, du wirfst mir das vor, aber du bist unehrlich auch und zwar genau um mich zu schikanieren, um oben zu bleiben, du willst unbedingt oben bleiben und mich klein halten, damit du dich über mich lustig machen kannst. Das ist genau mein Ding und ich Idiot lasse das mit mir machen, aber jetzt nicht mehr. Die Zeiten sind vorbei. Ich lasse das nicht mehr mit mir machen, ich werde jetzt wirklich etwas daran ändern. Ich werde kucken, daß ich nicht dir gegenüber von mir aus schon immer in die schwache Position gehe. Das lasse ich jetzt fallen, zumindest als Standartreaktion, manchmal ist das sicherlich auch ganz richtig. Aber das gibt es nicht mehr, daß ich mich immer so klein machen lasse.

Th.: Kuck mal zu dem Löwen, der müßte jetzt größer werden.

Kl.: Ich weiß nicht, der sieht immer noch so aus wie eben. Das ist der Wohnzimmerlöwe, der Salonlöwe. – Der Therapeut fordert den Klienten zur direkten Kommunikation auf. – OK. Löwe, ich glaube du bist ok. so. Du bist zwar jetzt nicht der Superlöwe, aber du bist mir lieb so, so als kleiner Wohnzimmerlöwe. Da steckt dann auch noch wirklich genug Energie drin. Ich habe auch nicht – zumindest im Augenblick nicht – dieses Ziel so dieser Macho oder Tarzan oder Ober-löwe zu werden, so stark zu werden, Vitalität zu fühlen, ich weiß nicht. – Der Therapeut unterstützt sein Empfinden. – Das ist mir, glaube ich auch alles viel zu viel. Das kann ich noch gar nicht mit umgehen. So, em, so mittelprächtiger Löwe, das ist schon ganz ok. so ein jugendlicher Löwe, das ist ja kein Babylöwe mehr; aber auch kein ausgewachsener, einfach so ein mittelprächtiger Wohnzimmerlöwe.

Th.: Frag mal die Monika ob sie ein bißchen Respekt vor ihm hat.
Kl.: Monika, hast du da Respekt vor? Sie nickt. Ne, ich denke, das ist für die Monika auch ok., so, ich will sie ja nicht fressen. – Ich will ja jetzt nicht so einen riesen Löwen haben, der dich da frißt, ich will ja nur mich schützen … – Die letzten zwei Worte begleitet er mit dem Dhyando. – … und genauer wissen, was ich will und wo du meine Grenzen überschreitest. Aber ich merke, das ist immer noch, da ist noch so viel Trauer drin, wenn ich das sage. – Der Therapeut fordert den Klien-ten zur direkten Kommunikation auf. – Monika, das ist irgendwie, jetzt habe ich mich eben so stark gemacht, das ist viel mehr Stärke als letztens da, aber da ist so viel Trauer, das ist eigentlich gar nicht mehr Angst, das ist Trauer, ich weiß es nicht, was. Dann bricht mir die Stimme, dann kann ich nicht mehr stark sein.

Th.: Ist ok., dann zeig ihr das. Laß es da sein, ist ok. Sie macht dich trotzdem nicht mehr klein. Laß es da sein, trau dich einfach, deine Traurigkeit zu zeigen. Deine Kleinheit in ihren Augen, deine Schwäche, zeig ihr, wer du bist, laß sie da sein. Und zeig’s ihr, sie soll es sich ankucken, das bist du. Sie soll damit hinkommen. – Der Klient beginnt zu weinen. – Laß die Trauer da sein, es ist ok. traurig zu sein. – Musik wird eingespielt und der Therapeut unterstützt das Zulassen der Traurigkeit weiter. – Red’ mit der Traurigkeit, hey, es ist ok., daß du da bist, oder so etwas. Und atme, ja atme weiter.

Kl.: Ja, Traurigkeit, es ist ok., daß du da bist. Ich finde es eigentlich auch schön.

Th.: Und sag ihr, du machst mich nicht klein und schwach, es ist ok. wenn du da bist.

Kl.: Ich finde es auch schön, Traurigkeit, daß du da bist und ich kann dich in letzter Zeit mehr spüren und auch ausdrücken und leben und auch sonst, aber ich merke jetzt auch klarer noch, daß ich von dir Monika erwarte, daß du es nicht nur als ein Zeichen von Schwäche siehst, daß du das nicht ausnutzt, sondern daß du das auch erträgst, es dir ankuckst und anhörst und es siehst. Daß du nicht anfängst, mich dann klein zu machen. Wobei ich auch jetzt schon merke, daß ich jetzt auch noch mehr als in der Vergangenheit, ich muß lernen, dieses Unechte, dieses Manipulative da raus zu halten. Ich hatte das früher stark, ich habe mich dahinter versteckt. – Der Therapeut fordert den Klienten zur direkten Kommunikation auf. – Ich weiß daß ich sehr manipulativ war, ich hatte gar keinen Zugang zu meiner Stärke, aber irgendwie mußte ich ja auch zu meinem Ding kommen, also habe ich es hintenrum gemacht. Das war ganz stark so.

Th.: Frag mal die Monika, ob sie dich deshalb so klein gemacht hat, weil sie dieses Manipulative gespürt hat. Frag sie mal, ob das so ist und kuck, ob sie nickt oder mit dem Kopf schüttelt.

Kl.: – Der Klient fragt und sie nickt. – Sie hat auch Lust an Macht ausüben, sie ist so ein Machttyp und sie … – Der Therapeut fordert den Klienten zur direkten Kommunikation auf. – Du hast dir gerne so ein Weichei genommen, weil du Spaß daran hast, du bist gerne in der Oben-Position. Und wir hatten ja auch in unserer langen Ehe mal Phasen, wo du mal in der Unten-Position warst und dann bist du sehr depressiv geworden, suizidal sogar. Da kommst du überhaupt nicht mit klar, in die Unten-Position zu kommen. Und irgendwie bin ich für dich auch so deine negative Hälfte, so das, was du an dir nicht magst und unterdrückst, und du hast Angst, das was ich lebe, so bei dir hochkommen zu lassen. Und deswegen bekämpfst du das bei mir und haust da drauf und ich habe daran aber immer festgehalten, an dieser Depri-Position, ich weiß nicht, weil ich nicht die Vitalität und die Kraft hatte, gegen dich anzukommen in einer Konfrontation. Ich habe mich nicht durchsetzen können und dann habe ich eben den Schwanz eingekniffen und habe es dann hinten rum versucht.

So und darauf bist du natürlich im Lauf der Zeit mehr und mehr allergisch geworden, naja, vielleicht ist das auch nur so ein Machtspiel, das ist vielleicht gar kein Allergisch-werden, daß du es nicht ertragen kannst, sondern du merkst, darüber kriege ich was von dir, was du nicht geben willst, und das willst du nicht, und du blockst das ab, indem du mich dann an der Stelle fertig machst, damit du einfach in jeder Position oben bleibst. Aber ich gebe damit immer auch einen Schwachpunkt mit dem Manipulativem, ich gebe dir ja einen Angriffspunkt und für mich ist es wichtig, daß ich diesen Angriffspunkt ganz aufgebe.

Th.: Ok., erklär ihr jetzt und kuck sie an dabei, sag, ich werde ihn aufgeben, ich werde es nicht mehr machen, ich werde meine Stärke entwickeln oder was auch immer du ihr sagen willst. Mach es jetzt.

Kl.: Ich gebe das jetzt ganz auf dieses Manipulative. Ich gebe das jetzt auf … – Der Klient geht auf die Toilette bevor er fortfährt. Dann läßt er sich selbst auftauchen und spricht mit sich. – Also deswegen habe ich das auch so lange nicht sehen können, irgendwie habe ich auch so ein hohes Bild von mir, obwohl ich auf einer anderen Ebene auch weiß, daß das alles nicht so ganz wahr ist, aber ich möchte eben auch gerne toll sein und habe so ein Bild von mir, moralisch zu sein und ehrlich und was weiß ich nicht noch alles, und lieb und korrekt usw. Ich war aber zu schwach dabei und irgendwie kam ich nicht auf meine Kosten und dann habe ich so versucht die Schwäche manipulativ auszunutzen, so mit der Schwäche Druck auszuüben. – Der Therapeut fordert den Klienten zur direkten Kommunikation auf. – Ja, und das ist ein ganz schlechter Weg, denn damit … Du (er spricht damit direkt diesen manipulativem Anteil in sich an) hast damit auch deinen Selbstwert untergraben.

Weil, ja, genau, das ist so ein Teufelskreis. Man fängt aus so einer Schwäche, so einer Angst, einer Bequemlichkeit, Mutlosigkeit, wie auch immer, fängst du an, ja zu so manipulativen Dingen zu greifen und hast damit auch gewisse Erfolge. Aber immer um den Preis, daß du immer den unteren Weg gehen mußt und dich auch irgendwie immer an der Hand haben – er beschreibt noch mit anderen Worten das Empfinden nicht sauber zu sein, und daß das eigene Herz das immer weiß, egal, was man wem gerade vorspielt – Bzw. das ist noch eine andere Seite in mir, es gab auch immer so aggressive Durchbrüche, irgendwann war es dann zu viel, aber dann war auch wieder dieses sich schämen dafür, weil dann auch wieder deutlich war, das war unangemessen. Das war ein über der Ziel schießen, dann brach das so raus und dann war wieder so ein Schämen dafür und dann ging das wieder zurück in dieses sich klein ma

chen und ein freier Umgang damit war bisher nicht möglich und das wird jetzt anders. Das wird jetzt anders, ich werd da freier. Ich werd da ein klareres Gefühl dafür, ich muß das ja vor allem selber spüren. Ich habe das ja bisher so ausgeblendet, weil ich mich dafür auch so geschämt habe und weil ich es auch gar nicht so sein wollte, mich so nicht annehmen konnte.

Th.: Da muß es aber Ereignisse geben, die dazu beigetragen haben. Nicht nur dieses Mädchen. Das muß von deinen Eltern kommen und noch weiter zurückliegen. Da muß dich jemand klein gemacht haben. – Musik wird eingespielt

Kl.: – Berichtet, daß sie in Sessions dort schon einmal nachgeschaut haben, dann läßt er die Eltern auf Aufforderung der Therapeuten auftauchen. – Mama, Papa, ihr habt mich zu einem Schwächling gemacht, zu einem ganz ängstlichen Kind. Da war genau, da war auch noch das, daß ihr mir das noch zum Vorwurf, Vorwurf ist nicht ganz richtig ausgedrückt, aber so wie ich dann war wolltet ihr das auch nicht, daß ich dann so schwach war. Und obwohl ihr das gemacht habt im Wesentlichen, ich meine, ich habe selber meinen Teil dazu beigetragen, ich hatte denke ich von Anfang an wenig Vitalität. ich war auch wie Wachs in euren Händen. So ich habe mich gegen euch auch nicht so gewehrt, wie gegen das Mädchen nicht. Es gibt da bestimmt Kinder, die da viel vitaler sind und die so etwas nicht mit sich machen lassen.

Th.: Spür mal, ob das wie eine Lebensaufgabe in deinem Leben für dich ist, diesen Punkt in diesem Leben auf jeden Fall hinzukriegen, deshalb hast du dir die Herausforderung am Stärksten gesucht? Es gibt ja so eine Theorie, daß man sagt, man sucht sich die Eltern wo man am meisten lernen kann.

Kl.: Ja, ich meine ich kann das ja mal einfach als Metapher nehmen, weil ich habe ja schon einmal gesagt, ich habe Probleme mit diesem Reinkarnationskram …

Th.: Ja, nimm es als Metapher, nimm es als Symbol.

Kl.: Zumindestens habe ich jetzt das Gefühl, daß ich schon als schwaches Kind zur Welt gekommen bin, im Sinne von sensibel, von empfindlich, auch von weich. Ich habe auch diese weichen Seiten in mir und ich finde die auch total toll, ich will die nicht verlieren. Ich weiß auch nicht, irgendwie kämpfe ich auch darum, die zu erhalten. – Der Klient ringt mit den Tränen, macht eine persönliche Bemerkung an den Therapeuten. – Ich war liebenswert, ich war ein ganz liebenswertes Kind gewesen. – Er weint, Musik wird eingespielt. – Meine Eltern sind so hart mit mir. – Der Therapeut fordert den Klienten zur direkten Kommunikation auf.

– Ihr wart so hart mit mir und ich hatte nicht die Vitalität, mich dagegen zu behaupten und meinen Willen dagegen zu setzen und so wie gesunde, starke Kinder das machen, die haben doch auch diesen liebenswerten Teil. Ich denke, ich bin auch mit so einer fundamentalen Schwäche auf die Welt gekommen. Ich war einfach schwach, ich weiß nicht warum; vielleicht war das im Sinne dieser Metapher aus einem früheren Leben, oder Karma oder wer weiß was, vielleicht war es auch nur das Geburtstrauma, oder die Gene oder was auch immer, das ich so schwach war.

Wie auch immer, ich war zwar total liebenswert, aber ich war schwach und ihr wart so hart mit mir. Ihr wart so hart mit mir und habt mich kaputt gemacht, ein Stück weit. Ich habe diese Stärke nicht entwickeln können, ich habe mich nie getraut, mich gegen euch zu behaupten, weil ihr auch so moralisierend wart. Ihr wart jetzt eigentlich gar nicht so hart, ihr wart zwar zu hart für mich, aber ihr wart jetzt keine grausamen Eltern oder so etwas. Em, ihr wart nur zu hart für mich aber dabei auch so moralisierend, so von der Kirche her, du sollst deine Eltern achten usw. Ich meine, es ist ja in Ordnung, das meine ich ja auch, aber es hatte so etwas Überhöhtes, ich habe das wirklich gefressen diese Haltung und hatte so ganz tief innen das Gefühl ich hatte kein Recht für meine Interessen einzutreten.

Ich muß nur das tun, was ihr wollt, dann bin ich ein liebes Kind, und wenn ich meine eigenen Interessen ausdrücke, das ist eh, das ist nicht nur verboten, sondern das ist auch moralisch ganz schlimm und das bringt mich in die Hölle, dann komme ich in die Höllen, wenn ich meine Interessen überhaupt nur ausdrücke, das nur zu sagen, was ich will. Oder als Kind zu schreien oder zu weinen, oder wie man das als Kind nonverbal ausdrückt, oder Trotz zu zeigen oder Ärger oder Wut oder Fordern, zu sagen: ich will, oder also dieses ‘ich will’ gab es nicht. Das durfte man schon gar nicht sagen, dieses ‘ich will’, das war von vornherein klar, sobald man dieses Wort: ich will gesagt hatte, war klar, dieser Wunsch wurde nicht erfüllt, weil ein Kind hat nichts zu wollen. Ein Kind hat nichts zu wollen. Und ich habe das gefressen, verdammt, ich habe mir das bieten lassen, weil ich so schwach war.

Th.: Ja, und jetzt mach es anders. Spür mal den Schlagstock in deiner Hand.

Kl.: Ja, im Moment ist so, ist so komisch. Ich spür mich jetzt oben stark, aber meine Füße schlafen ein, ich kann nicht richtig sitzen; irgendwo fehlt mir anscheinend die Basis. – Der Therapeut fordert auf, sich hinzustellen und vielleicht aufzustampfen. Er soll gehen und fest auftreten.

Th.: Ok. dann stell dir ruhig vor, du stehst jetzt vor deinen Eltern und sagst ihnen, ok. das war jetzt so, aber ab heute wird es anders sein, ich werde mich jetzt auch wehren, oder auch durchsetzen, oder auch nein sagen, oder auch ‘ich will’ sagen. – Der Klient geht erst noch ein paar Schritte .

Kl.: – Spricht mit seinen Füßen: Ihr seid noch eingeschlafen und das geht jetzt nicht, ich brauch euch jetzt. Ihr müßt mir von unten Kraft geben, im Kopf das Den-ken, das reicht nicht. Ich muß es ganz spüren, das muß durchgehen.

Th.: Dann hole zusätzlich deinen Löwen herbei, der hat nämlich so ein bißchen die Energie. – Löwenbrüllen wird eingespielt.

Kl.: Ja, ok. Löwe, komm her. Der ist schön klein, immer noch, aber das ist ok. Ja, er ist da. Du bist da. Ok. Löwe, ich höre dich, ich spür’ dich, Löwe, du bist da. Hm, ja. Jetzt mag ich auch so einen Löwen, diese Aufgeregtheit, die ich hatte, ich wollte das jetzt so zwingen, die Füße müssen usw. aber das ist ja Quak, die Füße müssen gar nichts, ich muß sie nur lassen.

Th.: Ja, sehr gut. Die Füße müssen gar nichts, wenn du es ihnen erlaubst.

Kl.: Wie bei dem Löwen, das ist so selbstverständlich. Ich bin in mir und ich bin ich und ich bin in meinen Füßen und in meinen Beinen und ich bin stark und der Rücken ist frei, der läßt die Kraft durch, da ist keine Blockade und …

Th.: Das erzähl alles deinen Eltern.

Kl.: … ich kann atmen. Ja, Mama, Papa, ich bin gerade dabei, so die Kraft in mir wachsen zu lassen, die Vitalität. Nicht so krampfhaft, daß ich sage, die will ich jetzt und die muß jetzt kommen, sondern daß ich merke, da ist was, da ist Kraft und ich kann die zulassen. Und ich brauche weder mich dafür zu schämen …

Th.: Schau deine Eltern dabei an.

Kl.: …oder die vor euch zu verstecken. Das war ganz verkehrt, was ihr da gemacht habt, ihr hattet einfach Angst vor meiner Kraft, die war gar nicht groß, aber die war euch immer noch zu viel. Ihr hattet so eine Angst, genau wie die Gerda, diese Oben-Position zu verlieren, ihr seid die Herren. Ach so, und ihr wart auch unehrlich. Da war auf dieser einen Seite dieses: ja, wir sind die Eltern und wir tun alles für euch und wir wissen, was gut für euch ist, das ist ja nur zu eurem Besten, wenn wir euch schlagen, d d ist ja nur, um euch richtig zu erziehen, damit ihr etwas werdet im Leben usw. usw. Aber das ist auch nur die halbe Wahrheit, ihr habt da auch ganz persönliche Interessen dahinter versteckt und darüber ausgelebt, und das war ganz klar, ihr hattet die Macht und ihr sagtet, das passiert, und diesen Machtanspruch, den wolltet ihr auf keinen Fall aufgeben. Und deswegen wart ihr auch so hart, zu hart.

Normale Härte im Erziehungsprozeß wäre ok. gewesen, aber ihr wart da unehrlich. Ihr habt so getan, als wäret ihr die tollen Eltern und habt alles nur mir zuliebe getan, dieser Erziehungsaufgabe nachzukommen, aber ihr habt persönliche Interessen auch auf meine Kosten durchgedrückt und wolltet mir nicht das geben, was ich als Kind brauche. Ihr wolltet das noch nicht einmal mehr sehen und hören, wenn ich das gesagt habe, dann war das schon verkehrt. Ja, ich kann mir das vorstellten, das hat irgendwo euer Herz berührt und das hat euch weh getan und das wolltet ihr nicht und dann habt ihr mich mundtot gemacht. Und ich Idiot habe mich mundtot machen lassen.

Th.: Aber damit ist jetzt Schluß. – Der Therapeut unterbricht ihn und fordert ihn zur Handlung auf. – Die haben dich zwanzig, dreißig Jahre lang immer irgendwo doch noch weiter erzogen und beeinflußt und diese Konditionierungen sind heftig, deshalb mußt du ihnen erklären, Schluß damit ab heute. Schau sie an dabei und spüre es, und dann haben sie die Macht verloren, ein Stück. Es geht um die Eltern in deinem Kopf, die du jetzt wahrnehmen kannst, jetzt spüren kannst und denen mußt du erklären, ab sofort ist Schluß.

Kl.: – atmet tief – Ja, ich spür es ein bißchen im Bauchraum, diese Freiheit zu atmen, irgendwie diese Kraft in mir zu spüren. Die Füße sind jetzt voll da. – Der Therapeut fordert den Klienten zur direkten Kommunikation auf. – Ihr Füße, ihr seid jetzt voll da. Und ich merke, jetzt kriege ich so einen leichten Schwindel, also so ganz ist das noch nicht. – Er soll aufstampfen und einen Ton dabei ma-chen. Das tut er dann und dabei nimmt er wahr, daß Kraft und Vitalität kommt. Damit tritt er dann seinen Eltern gegenüber, im Hintergrund Löwenbrüllen. – Ich habe jetzt inzwischen Stärke entwickelt. Ich bin nicht mehr das kleine Baby, das so schwach war. Und ich, jetzt kommt so ein bißchen Trauer, aber ich glaube, ich kann das, ich kann das, dieses Weiche, didies Liebenswerte mir erhalten und trotzdem mich klar abgrenzen gegen Übergriffe. Und was das Wichtigste ist, es ist vielleicht überhaupt das Wichtigste, mich spüren, was ich brauche und dafür auch eintreten. Diesen Wunsch spüren, diesen Wunsch äußern und da-für kämpfen, dafür eintreten, mich dafür einsetzen.

Th.: Und spür noch mal, deine Eltern haben es trotzdem nicht geschafft, dich zu zerstören, weil das Weiche, Schöne ist alles noch da. Deine Traurigkeit ist noch da, deine Sensibilität ist noch da, du bist noch dieser Junge, ursprünglich. Sie haben es nicht geschafft, das zu zerstören, und das ist schön, spür das mal.

Kl.: – Er nimmt auch diese Seite wahr und spricht noch einmal mit seinen Eltern darüber, daß sie auch das hatten zerstören wollen. Dabei entsteht noch eine Parallele von seinem Vater zu Monika, was die Verächtlichkeit angeht, mit der sie ihn behandeln. – Hattest du selbst auch Angst vor diesem Weichen, Papa. Ja, er hat das … du hast das nicht zulassen können.

Th.: Schau mal, ob er mit dem Kopf nickt, oder ihn schüttelt. – Der Klient sagt, es nickt. – Gut, dann soll er es jetzt einmal zulassen, spür ihn mal, er ist so wie du.

Kl.: Du bist mir ähnlicher, als ich es je gedacht habe. Du bist eben einen anderen Weg gegangen, ich bin in das Weiche gegangen und du bist in das Harte gegangen, in das Überspielen des Weichen. Aber das war keine Härte, die aus der inneren Kraft heraus kam bei dir. Du hast eben den harten Mann markiert, so irgendwie … Du bist in diese Seite gegangen. Und als du das bei mir gesehen hast, hast du weniger das Schöne darin sehen können als das für dich Bedrohliche. Du hattest auch Angst, daß du das, wenn du es zuläßt nicht mehr kontrollieren kannst. Auch wieder ein Machtanspruch gegenüber der Mama. Du warst Herr im Haus, das ist anders als heute. – Dabei spürt er, das die Härte seines Vaters vielleicht auch mal aus Schutz aufgebaut worden war, damit er seine Aufgaben meistern konnte.

Th.: Frag ihn mal, ob er glücklich war.

Kl.: Das ist eine interessante Frage. Papa, warst du glücklich? Er war nicht glücklich.

Th.: Spür das mal. Das ist ganz wichtig, weil wenn du dir wieder so eine Situation suchen würdest mit einer anderen Frau, spür mal, ob du glücklich werden würdest.

Kl.: Naja, so wie mein Vater, ich spreche ja jetzt von der Ehe meiner Eltern, so war ich ja nie, so diese Paschahafte habe ich eigentlich nicht, aber es ist sehr klein. Nicht so, daß das so dominiert, oder das ich da so der Pascha bin, überhaupt nicht. Das weiß ich auch, aber das kann ich auch gar nicht leben, da kann ich auch gar nicht zu stehen. Obwohl, was heißt, kann ich nicht. – er lacht – Vielleicht ist das auch da noch so ein Punkt mit meiner Schwäche, daß ich meine Kraft und Vitalität nicht so wachsen lasse, nicht so ausdrücke und lebe, sondern immer wieder zurückziehe. Hat damit vielleicht auch zu tun, daß ich mir irgendwo selbst nicht traue, dieses Unehrlichen, was ich auch irgendwo habe, und Manipulative, daß ich Angst davor habe, wenn ich stark bin, könnte ich mich vielleicht zur Wildsau entwickeln. Und ich will das aber nicht, weil ich gerade dieses Liebenswerte und Weiche an mir so schätze.

– Er soll es seinem Vater sagen. – Ich könnte auch so werden wie du. Es stimmt, es gibt schon so Träume, die gehen noch viel weiter. Es gibt so eine Wunschphantasie in mir, die so an und zu mal hochkommt, so vor Jahren kam die häufiger, die mehr oder weniger darauf hinausläuft: das Leben als Ölscheich. Also Geld ohne Ende und dann eine Harem mit mindestens fünfzig Frauen, können auch Hundertfünfzig sein, so in der Größenordnung. Und dann, wenn eine zickig ist, dann wird die auf Schonkost gesetzt und dann habe ich ja genug andere. Wenn ich dann auch noch ein bißchen nett zu denen bin und ab und zu eine Perlenkette springen lasse oder so, daß die dann sehr sehr lieb zu mir sind und alles das machen, was ich will. Das ist so eine Phantasie.

Th.: Du spürst, daß du doch sehr viel Ähnlichkeit mit deinem Vater hast auch? Sag es ihm mal. Deine Mutter hat alles das gemacht, was er wollte.

Kl.: Das habe ich nie so gesehen, aber das stimmt, da ist … Das kommt sicher auch aus dem, was mein Vater gelebt hat … – Der Therapeut fordert den Klienten zur direkten Kommunikation auf. – Ja, du, das kommt von dir Papa. Also diese, so Sauereien, also das, was du dir vielleicht im Stillen gewünscht hast, das ist für mich sehr schwer vorstellbar. Du warst auch innerlich, denke ich, sehr hart mit dir und hast da auch wenig zugelassen, hattest eher so einen Hang zum Asketi-schen. Ich glaube nicht, daß du Phantasien hattest mit einem Harem …

Th.: Frag ihn!!! Trau dich. – Der Klient lacht verlegen. – Auch er ist ein Mann, frag ihn.

Kl.: Ob du nicht auch gerne einen Harem gehabt hättest von jungen, hübschen, geilen Frauen, die du so oft am Tag vögeln kannst, wie du willst. Wenn die eine nicht mehr will, läßt du die nächste kommen, oder auch wenn die eine noch will, wenn sie dir einfach, wenn du im Moment keine Lust auf sie hast, weil sie zu dünn oder zu dick, oder zu klein, oder zu blond, oder zu schwarz, ist, dann gibt es immer noch genug andere, die genau das jetzt sind, wie du es gerade haben willst. Wär’ das war für dich? – Erst hat der Klient Schwierigkeiten eine Reaktion zu sehen, dann – Ja also, das ist so etwas zwiespältig bei ihm. Ich sehe das schon, also im Grunde war es doch so etwas wie ein inneres Bild als ich das erzählt habe, habe ich schon die Geilheit in seinen Augen gesehen. So wie du das sagst, du bist auch ein Mann.

Ja, irgendwie, das glaube ich, das spüre ich jetzt so, du hättest deinen Schwanz auch irgendwo gerne mal reingesteckt und vielleicht mal öfter, als das mit der Mama möglich war, oder vielleicht mal anders. Nicht alles so katholisch usw. Aber das hast du dir doch auch sehr im Verborgenen gehalten, das hast du ganz wenig hochkommen lassen, das hast du ganz unterdrückt. Du warst ja derjenige, der die katholische Morallehre so sehr hoch gehalten hat bei uns und, ja und das weiß ich dann von der Mama auch, daß du dann oft den Sex verweigert hast, weil Verhütungsmittel verboten waren und nur an den unfruchtbaren Tagen usw.

Du hast dich und die Mama damit irgendwie gequält mit der komischen katholischen Sexualmoral. Aber da gab es auch schon etwas anderes von dir, wenn du dich nicht selber so gequält hättest, wie du mich auch gequält hast, dann hättest du noch ganz anders gewollt. Ich glaube, es hätte dir gut getan, dann wärest du nicht so verkniffen gewesen. Nicht so sadistisch. Du hast da glaube ich auch einen Teil deines Frustes da bei mir abgelassen, ja und das ist ja ganz klar, dann konntest du auch nicht zulassen, daß ich irgendwie freier oder vitaler werde. Das wäre ja noch schöner, du verkneifst dir alles, und dein Sohn der haut auf den Putz und macht, was ihm Spaß macht. Und du mußt so ein mortalin saures Leben führen und ständig in die Kirche rennen und ständig Angst vor den Höllenqualen haben, dann muß wenigstens sein Sohn auch Höllenqualen leiden. – Der Klient setzt sich weiter mit dem Vater auseinander, entwickelt dadurch immer mehr seinen inneren Löwen und kann schließlich seiner Frau endlich als Mann begegnen.

 

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